Fidschi – Gäste an Bord – vom 2.8. bis 12.8.2016

Wir haben die Segelzeit mit unseren beiden Gästen nur grob geplant. Der Besuch der Yasawas eignet sich für den Urlaub von zweieinhalb Wochen wirklich wunderbar, sind die Entfernungen doch kurz und die Ziele immer innerhalb weniger Stunden zu erreichen. So können spontan dortbleiben, wo es uns gefällt, wie beispielsweise in der Blue Lagoon vor Turtle Island, ohne in Zeitnot zu geraten.

Blue Lagoon. Das Wetter präsentiert sich nicht immer mit einem strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, der die vielen blauen und türkisenen Schattierungen des Meeres zum Leuchten bringt. Ein Ausflug mit PACIFICA steht auf dem Programm, baden, schnorcheln und der Höhepunkt soll ein Flug mit einem Wasserflugzeug werden. Es landet mehrmals täglich bei einem der exklusiven Resorts hier. Ein Rundflug über das Gebiet, das wir hier besegeln, der Blick von oben, muss fantastisch sein. Wir machen direkt am Landeplatz, dem Resort, einen Preis von 275 FJD pro Person für unser Abenteuer aus. Nicht günstig, aber das ist es uns wert. Für die weiteren Vereinbarungen kontaktieren die Fluggesellschaft per Email, auch um den Termin zu fest zu machen und die Zahlungsweise abzuklären. Die erste Rückmail ist auch sehr positiv. Doch im weiteren Schriftwechsel stellt sich heraus, dass der Preis pro Person mehr als das doppelte beträgt. Nun, 20 Minuten Rundflug haben auch in unseren Augen einen begrenzten Wert. Also sagen wir den bereits vereinbarten Termin schweren Herzens wieder ab. Schade drum.

Inzwischen ist an Bord der reinste Brotback-Wettbewerb ausgebrochen. Schwarzbrot, Weißbrot, Baguette mit Kräutern oder Knoblauch oder ohne alles, Brötchen und Vollkornbrötchen. Jeder versucht sein Bestes, um ein möglichst leckeres Ergebnis zu erreichen. Unsere Mehlvorräte schrumpfen zusehends. Gut, das wir uns in Neuseeland reichlich eingedeckt hatten. 

Zu viert an Bord. Das Platzproblem, dass wir manchmal schon zu zweit haben, hatten wir gelöst, indem wir so einiges umgestaut haben. Der Salon wurde zum Kleiderschrank für die Gäste umfunktioniert. Ein Aufenthalts-Platzproblem gibt es nur, wenn es regnet. Aber es regnet ja nicht.
Für die Mahlzeiten und den anschließenden Abwasch leistet jeder unaufgefordert Küchendienst. Soweit funktioniert alles Bestens.
Doch wo ist der Topfschaber abgeblieben? Wieso steht der Pfeffer plötzlich zwischen den Kaffeebechern? Hatten wir nicht mehr als zwei Messer? Wo ist denn das Schneidebrett geblieben? Und dieses Chaos im Kühlschrank, das ist ja eigentlich schon gnadenlos, wenn Hermann und ich alleine sind.
Es funktioniert nicht nur alles bestens, jeder gibt auch sein Bestes. Man muss eben nur etwas länger suchen. An Bord, sagt Hermann immer, geht nichts verloren. So ist es denn auch. 

Unser nächstes Ziel sind die Caves von Sava-I-Island. Eine Touristenattraktion, die auch wir besichtigen wollen. Es ist heute ziemlich windig, und bei diesen Bedingungen vor den Höhlen zu Ankern, erweist sich als schwierig. So gehen wir in der etwas geschützteren Bucht vor dem Dorf vor Anker. Zu den Höhlen können wir dann mit PACIFICA windgeschützt unter Land entlang hinfahren. Wir planen das für den nächsten Tag, nachdem wir unser Kava-Geschenk im Dorf abgegeben haben und mit dem wir dann auch die Erlaubnis für den Besuch erhalten.
Ist das wirklich so, dass man erst eine Erlaubnis benötigt? Wie machen das denn die Kreuzfahrer und anderen kleine Boote mit weiteren Touristen, die wir am Nachmittag noch vor den Höhlen sehen? Wir haben so unsere Zweifel, was diese ganze Kava-Geschichte betrifft. Trotzdem wollen wir am nächsten Tag zunächst ins Dorf, bevor wir dann hinüber zu den Höhlen fahren.

Das Dorf ist dann auch sehenswert, vermittelt es uns doch sehr authentische Eindrücke, wie die Menschen hier leben. Begrüßt werden wir von der Dorfältesten, die auch unser mitgebrachtes Geschenk entgegennimmt. Wir werden sehr freundlich empfangen und die junge Frau, die mit uns spricht, gibt uns den Tipp die Höhlen erst nach 11.00 Uhr zu besuchen. Dann sind die heutigen Kreuzfahrer und anderen Touristen schon wieder weg. Sie teilt uns auch die Höhe des Eintrittspreises mit, der vor Ort zu zahlen ist. Danach ist für uns klar, dass wir zwar dort hinfahren, aber die Höhlen nicht besichtigen werden.
In der Literatur haben wir gelesen, dass der Eintrittspreis 10 FJD beträgt. Jetzt sind es 55 FJD, und zwar seit dem 1.7.2016. Davor waren es noch 20 FJD. Alles pro Person wohlgemerkt und für eine Naturhöhle.
Wenn man bedenkt, dass ein Arbeiter in Savusavu für Bootsreinigung 3 FJD pro Stunde bekommt, eine Büroangestellte rund 800 FJD im Monat bei einer 6-Tage-Woche verdient, halten wir 55 FJD für unangemessen hoch und sind nicht bereit das zu zahlen. Als wir das den Dorfbewohnern vor dem Höhlenzugang auch so mitteilen, heißt es, sie würden für uns natürlich eine Ausnahme machen. 35 FJD pro Person sind auch ok. Für uns ohne Worte.

Im Übrigen sind die Gesteinsformationen entlang des Strandes absolut sehenswert. Wunderbare Skulpturen geschaffen von Wind und Wellen. Eintritt kostenlos.

Nachmittags segeln wir zurück zur Blue Lagoon, wo wir in dem netten Boathouse Nanuya an der Inselspitze ein kühles Bier genießen.

Zweieinhalb Wochen gemeinsam an Bord sind schon etwas anderes, als nur ein verlängertes Wochenende, dass man auf so engem Raum miteinander verbringt. Da gibt es keine Privatsphäre und kein wirkliches Rückzugsgebiet. „Da lernt man sich kennen“ hat neulich ein Langzeitsegler auf seiner Homepage geschrieben. Auch Inis berichtet von ihren so ganz eigenen Erfahrungen, als sie vor Jahren im Mittelmeer mit einer Gruppe gemeinsam segeln war. Schließlich hat ja jeder so seine Vorstellungen, Befindlichkeiten und natürlich lassen offene Fenster und Türen auch geflüsterte Worte zum offenen Geheimnis werden. Und im Sinne einer schönen gemeinsamen Zeit sollte man darauf achten, was man sagt oder tut.

Als wir beschließen wieder Richtung Süden zu segeln, Richtung Manta Passage, hören wir, dass das Wetter schlechter werden soll. Der Wind wird wieder stärker und kommt aus nördlichen Richtungen. Bevor wir losfahren besprechen wir mögliche Ziele unseres heutigen Tages und beschließen uns die Nordbucht der Inseln Naviti anzusehen. Sollte das ankern dort wegen des Windes schlecht und ungeschützt sein, werden wir weiter segeln zur an der Südseite der Insel gelegenen Manta Passage und nochmals dort vor Anker gehen. Soweit der Plan.
Nur Hermann scheint ganz eigene Pläne zu haben.
Wir segeln an der Nordspitze von Naviti vorbei. Das macht doch keinen Sinn, oder??? Nach einem weiteren Blick auf den Plotter kommt dann auch die Frage ‚wohin segeln wir eigentlich‘. Keine Antwort, keine Diskussion. Okay, dann eben die Manta Passage direkt ansteuern. Es scheint eine Planänderung gegeben zu haben. 
Als wir den Ankerplatz der letzten Woche erreichen, beschließen wir, dass es uns hier diesmal dann doch zu unruhig ist, weil neben dem Pacific-Schwell nun auch noch der Wind unruhige Wellen in die Bucht drückt. Also einmal um die kleine Insel herum in eine geschützte Süd-Bucht Navitis direkt in der Manta Passage.
Der neuseeländische MOONSPINNER hatte neben uns vor dem Boathouse Nanuya geankert, und hat jetzt wohl den gleichen Gedanken wie wir und ankert in Sichtweite etwas östlicher. Ein ruhiger Ankerplatz für die Nacht. Und morgen in aller Frühe noch einmal mit den Mantas schwimmen.
Südlich von uns ist der Himmel bedeckt und es sieht dort ziemlich ungemütlich aus, während wir noch im Sonnenschein liegen. Soweit scheinen wir es richtig gemacht zu haben.

Es ist schon lange dunkel, als plötzlich Bewegung ins Boot kommt. Merkwürdig. Nun ja, laut WetterGrip sollte der Wind schon morgen eine 180 ° -Drehung auf Südost machen und dann in etwa mit 10-12 Knoten wehen. Das wird uns dann auch das schlechte Wetter mit dem Regen bescheren. Nun, dann ist der Winddreher eben vorher gekommen. Wir haben mit entsprechend Platz zur Küste geankert. Kein Problem. Es wird nur etwas unruhiger auf unserem Ankerplatz.
Um kurz nach 23.00 Uhr dann Ankeralarm. Mittlerweile weht es mit fast 30 Knoten aus Südost. Der Wind hat innerhalb kurzer Zeit aus dem spiegelglatten Wasser eine stürmische See gezaubert. Die hohen Wellen brechen sich laut tosend nur wenige Meter hinter uns an Riff und Küste. Es ist stockdunkel. Der einzige Lichtpunkt kommt von der Positionslampe des MOONSPINNER in der nächsten kleinen Bucht. Der Anker ist ins Rutschen gekommen und wir treiben auf das Küstenriff zu. Jetzt muss es schnell gehen. Motor an und Anker hoch. In der Finsternis nach einem neuen Ankerplatz zu suchen ist wegen der vielen Riffe zu gefährlich. Also richten wir uns nach unserer Fahrlinie auf dem Plotter vom Nachmittag. Wie gewöhnlich waren wir einen Kreis gefahren, um so den sicheren Ankerplatz auszukundschaften. Die Linie des Kreises ist gut zu erkennen, auch wo wir beim ersten Mal den Anker geworfen haben und dann zurück gedriftet sind. So wissen wir jetzt auch ohne jegliche Sicht, wo es sicher ist und wir den Anker neu auswerfen können. Dem Wind geschuldet lassen wir jetzt jedoch 70 Meter Ankerkette raus. Der Anker hält. Wir liegen wieder sicher. Keiner von uns mag darüber nachdenken, wie dicht wir jetzt bei diesem Wind vor dem Riff hängen.
Für Hermann ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Keinen Moment wird der Strich, den wir durch die Bewegungen des Windes jetzt auf dem Plotter zeichnen, aus den Augen gelassen. Immer in Sorge, dass der Anker nochmals ins Rutschen kommt. Auch als er um 3.30 Uhr von der Wache abgelöst wird, kommt er nicht wirklich zur Ruhe und ist zwei Stunden später schon wieder an Deck.
Es wird langsam Tag. Immer deutlicher hebt sich jetzt die Küstenlinie vom Himmel ab. Langsam ist zu erkennen, wie dicht wir wirklich vor dem Riff hängen. Es sind nur knapp zwei Bootslängen. Keiner von uns hat in dieser Nacht wirklich erholsamen Schlaf gefunden. Wir wurden durchschüttelt, als hätte PACIFICO direkt in der Brandung gelegen. Hermann resümiert, dass das wohl die schlimmste Ankernacht war, die er bisher erlebt hat.
Naja, unsere Gäste haben schließlich Abenteuerurlaub bei uns gebucht. Da sollen sie bei uns doch auch etwas erleben. 
Sobald es möglich ist, gehen wir Anker auf und machen uns davon. Gefrühstückt wir in der windgeschützten ruhigen Nordbucht von Waya. Der MOONSPINNER und auch ein weiteres Boot suchen hier ebenfalls Schutz und gehen neben uns vor Anker. Ein etwas regnerischer Tag, an dem der fehlende Schlaf der letzten Nacht dann nachgeholt wird.

Auch der nächste Tag ist regnerisch. Der Wind hat deutlich nachgelassen. Früher als zunächst geplant machen wir uns deshalb auf zur Musket Cove Marina auf Malolo Island. Dort wird auch die WALKABOUT schon sein. Auch sie haben eine ziemlich heftige Ankernacht vor Mana Island erlebt, einem Ankerplatz, der Ihnen als sicher empfohlen worden war.

So haben wir am Dienstag einen weiteren Regentag. Um mehr Platz für unseren Aufenthalt an Bord zu schaffen, wird die große Regenplane über den Großbaum gespannt. Nun ist es im gesamten Cockpit relativ trocken und wir können uns alle an Deck aufhalten, ohne nass zu werden. Ich sehe die Plane zum ersten Mal im Einsatz und werde sie gleich bei Hermanns Abreise in der nächsten Woche nochmals einsetzen. Denn Hermann wird bei schlechtem Wetter und tagelangem Dauerregen abreisen.

Aber wenn Engel reisen spielt das Wetter mit. So können wir am letzten Mittwoch, vor der Abreise unserer Gäste, noch im schönsten Sonnenschein die Cloud 9 besuchen. Cloud 9 ist ein schwimmendes doppelstöckiges Event-Haus direkt im Riff etwa 4 Meilen westlich von Musket Cove. Hier herrscht von morgens bis abends Partystimmung unter den überwiegend jungen Gästen, die mit Ausflugsbooten hergebracht werden. Musik, Pizza, Cocktails, Baden und schnorcheln. Die mutigen springen von der oberen Etage, nachdem sie auf die Balustrade geklettert sind, ins Wasser. Na klar auch Hermann. 
Schon ist es Donnerstag und es geht zurück zur Vudapoint Marina, dem Ausgangspunkt der Silberhochzeits-Flitterwochen-Reise. Am Nachmittag fahren wir noch gemeinsam nach Lautoka, wo wir bereits die Einkäufe für die nächsten Wochen für mich tätigen, wenn ich allein an Bord sein werde. Der Urlaub unserer Gäste endet, wie er begonnen hat, mit einem netten unterhaltsamen Abend im Marina Restaurant.

Am Freitagmittag bringt Hermann unsere Gäste mit dem Taxi zurück zum Flughafen und schon am Abend liegen wir an der Mooring Nummer 1 in Musket Cove, dem Liegeplatz für die nächsten Wochen.

 

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