Fiji – Jungfernfahrt und andere Geschichten – vom 13.6. bis 29.6.2017

Für heute, Mittwoch, ist also die Jungfernfahrt geplant.
Hermann will den schwergängigen Schalthebel wieder einbauen. Um das verschwundene Teil zu finden, werden wir das halbe Boot auseinander bauen müssen. Ob ich darauf wohl Lust habe?
Im Marina-Shop kann man einen Schalthebel kaufen. Anderes Model und es braucht ein größeres Loch für die Installation, kostest außerdem dreimal so viel, wie in Deutschland ein passendes Ersatzteil.
Ich denke, dass es ohne Hebel und nur mit den Strippen doch auch gehen müsste. Also werden die beiden Züge von Gas und Kupplung wieder durch das Loch nach außen gesteckt, festgebunden und bekommen eine farbliche Markierung, damit ich sie nicht verwechsele. Und ich liebe dieses Provisorium, dass bleiben wird, bis das Ersatzteil aus Deutschland kommt. Es ist sehr leichtgängig und ich komme wunderbar damit klar. Tolle, einfache Lösung.

Nun steht vor der Abfahrt Richtung Malolo Lailai und Musket Cove nur noch die Erlaubnis der Behörden. Seit fünf Tagen bin ich täglich im Marina Büro, um eine Cruising Permit zu bekommen. Die Pacifico hat sie schon seit Freitag, nur ich bekomme so etwas nicht, weil ich nicht einklariert habe, ohne eine Rotation Number bin und kein entsprechendes Papier vorzeigen kann. Ich habe die Amiga ja in Fiji gekauft und habe eben nicht einklariert. Wahrscheinlich hätte ich das vorher noch gemeinsam mit Pierre beim Customs regeln müssen, habe es aber nicht. Und jetzt habe ich stattdessen ein Problem.
Da hilft es nur direkt zum Zoll, sprich Customs, zu gehen. Also fahren wir morgens früh mit einem Taxi nach Lautoka zur Customs Wharf. Diesmal muss Hermann draußen warten, entscheide ich. Das werde ich allein regeln. Ich bin schließlich blond.
Die Zollbeamten, drei an der Zahl, sind sehr nett und alle sehr bemüht. Doch letztendlich können sie mir nicht helfen. Ich muss ins Headquarter in der Nähe der Post. Sie kündigen mich dort telefonisch an und schreiben mir auf, zum wem ich gehen muss. Dort würde ich eine Clearance bekommen, mit der ich dann anschließend bei der nächsten zuständigen Stelle die Cruising Permit bekomme. Also wird wohl der ganze Vormittag für diese Aktion notwendig werden.

Im Headquarter werde ich sehr nett empfangen. Ich mache deutlich, dass ich wohl ziemliche Schwierigkeiten habe und dass alles ganz schrecklich für mich ist und ich einfach gar keinen Überblick über diesen Papierkrieg habe. Während meiner Erklärungen halte ich dem netten jungen Mann alles mögliche an Papieren entgegen, die ich Pierre bekommen habe. Doch ein entscheidendes Papier fehlt, wie er nach einem Telefonat mit Suva feststellt. Gott sei Dank finde ich es in einem weiteren Umschlag.
Nun muss ich nur noch warten, bis der nette junge Beamte alles weitere geklärt hat. Nachdem er mich mit reichlich Getränken für die Wartezeit versorgt hat, ist er erst einmal verschwunden. Als er wieder auftaucht, hat er eine fertige Clearance für mich und organisiert auch, dass ich eine Cruising Permit bekomme, die er mir später per Mail zusenden wird. Er würde sich um alles weitere kümmern und ich bräuchte mir keine Sorgen mehr zu machen.
Also ich finde die Behörden in Fiji wirklich super nett und ausgesprochen hilfsbereit. So viel Hilfsbereitschaft erlebt man doch selten.

Nun können Hermann und ich die Einkäufe für die nächsten Tage in Malolo machen und zurück nach Vuda fahren.
Da die Cruising Permit erst am späten Nachmittag kommt, geht es erst am Donnerstag los. Doch das macht nichts. Wir nutzen die Zeit, die Amiga weiter für den Trial vorzubereiten, Wasser zu tanken, Benzin für Aussenborder und Generator zu besorgen, und was sonst noch zu erledigen ist.

Am Donnerstag Mittag geht es endlich los. Raus aus der Marina und aufs offene Wasser. Ganz langsam manövriere ich aus der Marina heraus. Das Provisorium für den Motorschalthebel funktioniert prima. Und schon geht es durch den engen Kanal durch das Riff, dem Zugang zur Vuda Marina, und ich bin mit der Amiga in der Bucht. Malolo ist am Horizont gut zu erkennen. Bis dorthin sind es keine 15 Meilen. Es ist sonnig und es weht eine leichter Wind. Das Wasser ist ganz ruhig. Eigentlich zu wenig Wind für die 17 to Gewicht der Amiga, die zu bewegen sind. Doch für mich ist es ideal. Ich ziehe zum ersten Mal allein das Großsegel hoch, rolle die Genua aus und schon segele ich Richtung Südwesten dem Horizont entgegen. Die Pacifico ist wenige Minuten später neben mir und so begleitet mich Hermann auf meinem ersten Einhandsegeltörn mit der Amiga.
Alles ist noch ungewohnt. Es gibt noch keine routinierten Handgriffe. Dadurch, dass der Autopilot nicht funktioniert, muss ich mehr oder weniger die ganze Zeit am Ruder sein. Doch ich finde es wunderbar. So kann ich mich auch mit der Hydrauliksteuerung vertrauter machen, die eindeutig ganz anders ist, als ich es von der Pacifico gewohnt bin. Es wird seine Zeit brauchen, bis ich mich wirklich mit ihr angefreundet habe.
Kurz vor Malolo berge ich die Segel und motore das letzte Ende um die Insel herum Richtung Mooringfeld. Das anlegen an einer Mooring klappt auf Anhieb. Alles bestens. Ich fühle mich großartig, weil ich alles allein auf dem mir noch fremden Boot, meiner Amiga, hinbekommen habe. Das ist ein guter Einstieg gewesen.

Als ich nach da Ankunft an den Navi-Tisch gehe herrscht dort ein ziemliches Getümmel. Die bei mir immer noch an Bord lebenden Geckos, sind nach diesem Törn in heller Aufregung. Eine Seereise gefällt ihnen scheinbar gar nicht und vier dieser kleinen Burschen sehen mich entsetzt und empört an. Nun, ich kann es nicht ändern. Sie werden ohnehin auf Dauer nicht an Bord überleben. Im Moment sorgen sie noch dafür, dass Insekten, wenn sie sich auf die Amiga verirren, kaum eine Überlebenschance haben. Sie tun mir also derzeit nur Gutes.

Wir melden uns erst am übernächsten Tag in der Marina bei Bale an. Sie freut sich uns wieder zu sehen und ist etwas verwirrt. Ich nicht mehr auf der Pacifico, sondern auf der Amiga? Trotzdem stehen wir beide vor ihr? Nun, es braucht einen Moment und dann gibt sie mir ebenfalls einen Anmeldezettel. Alles gut.

Ich habe jetzt ein eigenes Dingi. Keine Banane, sondern ein Schlauchboot mit Paddeln und Aussenborder. Das erste Mal, dass ich mit so einer Maschine umgehen muss. Das hat sonst immer Hermann auf der Pacifica gemacht, wenn wir mal nicht gerudert sind. Rudern kann ich ja inzwischen. Doch dieser Aussenborder??? Das steuert sich komisch und dann muss ich mit der gleichen Hand auch noch gleichmäßig Gas geben! Eine neue Herausforderung und Erfahrung und ein Spaß für alle die zusehen, wie ich versuche dieses Teil unter Kontrolle zu bekommen. Aber wie vieles im Leben, ist es reine Übungssache. Hermann freut sich schon darauf zu sehen, wie meine Tochter damit wohl im nächsten Jahr klarkommt, wenn sie mich besucht. Da wird sich der Spaß wohl wiederholen. Für kurze Strecken nehme ich trotzdem die Ruder. Und ich muss als Skipperin auch lernen, achtsamer mit den Dingen umzugehen, wie ich dann überrascht feststelle.
Ich will mein Dingi am Heck losmachen und muss feststellen, dass ein Ruder weg ist. Eine Schraube hat sich gelöst und in der leichten Schaukelei hat sich das eine Paddel dann auf die Reise mit der Flut gemacht.
„Das musst du jetzt suchen!“ ist der Kommentar von Hermann dazu. Solange ist es ja noch nicht unterwegs. Ich schwinge mich ins Kajak und paddele los. Wenig später sehe ich Hermann parallel mit dem Dingi danach suchen. Aber auf dem großen Wasser bei Wind und Strömung etwas wieder finden? Ich frage einen Einheimischen, wo denn normaler Weise etwas antreiben würde. Hermann hat die gleiche Idee und fragt am Ufer der nächsten Insel die Leute, die dort wohnen. Verlorenes treibt eher mit dem Wind als mit der Strömung, sagen sie, zeigen aufs Wasser: „dort treiben die Sachen dann an, und das was da schwimmt, müsste das Paddel sein!“ Und so ist es auch. Als ich von meiner erfolglosen Suche zurückkehre, ist alles doch wieder in Ordnung. Das Paddel wird zukünftig immer eingehakt, auch wenn ich kurze Zeit später wieder los will. Noch einmal passiert mir das hoffentlich nicht.

Es gibt immer noch viel tun. Erst einmal brauche ich Energie. Also werden die Solarpanele und auch die Dusche auf der Badeplattform, zunächst provisorisch, angeschlossen. Provisorisch deshalb, weil kleinere Stellen und ein Rohr erst rostbehandelt und gestrichen und neue Löcher in den Stahl gebohrt werden müssen. Wenn, soll es auch richtig werden. Und so braucht es seine Zeit, bis es denn endgültig fertig ist. Auch der Antirutsch-Anstrich auf der Badeplattform wird in einem Versuch erneuert. Ich streue Salz auf den frischen, gerade anziehenden Anstrich. Als die Farbe trocken ist, wird das Salz abgespült. Der Effekt ist überraschend gut und erfolgreich.

Entsprechend dem erprobten Navigationssystem auf der Pacifico wird eine neue Anlage für die Amiga in Deutschland bestellt. Eine Komplettlösung mit Plotter, AIS und Radar, Antennen, Kabeln, Kompass, Steckern und allem was man für den Einbau braucht. Wer jetzt glaubt, dass so eine Bestellung mal eben auf den Weg gebracht wird, der täuscht sich gewaltig. Es dauert schon fast zwei Wochen, um nur den Angebotspreis zu erfahren und weitere zwei Wochen, bis die Bestellung dann endlich von Australien hierher unterwegs ist.
Nachts um drei Uhr klingelt mein Telefon und reißt mich aus dem Schlaf. Eine fremde Stimme mit einer deutschen Telefonnummer fragt nach Herrn Stoltz. Ich bin nicht nur verschlafen, sondern auch verwirrt. Moment, ich habe doch zur Zeit eine Fiji-Telefonnummer?! Dann nennt dieser Mensch endlich seinen Namen und ich weiß, um was es geht. Die Lieferung der Navi-Anlage macht Probleme. Navico Australien kann nicht an eine Postbox in Fiji liefern. Das geht nur mit Fedex und kostet in so einem Fall 2.250 Euro Versand. Deshalb wurde die Lieferung erst einmal zurückgerufen. Das gibt es doch nicht!!!
In Fiji holt jeder selbst sein Post ab. Es gibt keinen Lieferservice wie in Europa. Also sage ich dem Herrn am Telefon, wie es ist und die sollen die Postbox einfach in dem Adressfeld weglassen. Es gibt nur eine Vuda Marina in Fiji und Lautoka. Da kommt eine Lieferung dann schon an. Wir müssen das Paket ohnehin in Lautoka beim Zoll abholen. Er verspricht am Ende des Gespräches sein Möglichstes versuchen, um dass irgendwie mit den Australiern zu klären.

Es gibt zwei Autopiloten an Bord der Amiga und beide funktionieren nicht. Hermann steigt in die Tiefen der Materie ein, findet heraus, dass die einzelnen Systeme funktionieren, aber irgendwie fehlt es an Strom oder dem richtigen Signal, um es letztendlich wirklich zum funktionieren zu bringen. Auch Green Duck, Ludger, schaut sich das Problem an und hat keine wirkliche Idee, die das Problem löst. Im Moment geht es nach dem Motto, kommt Zeit, kommt Lösung. Schauen wir mal.

Ein Sonntagsausflug zur Cloud 9 sorgt zwischendurch für gute Stimmung. Spontan laden wir die Crew der Lionheart of Clyde ein uns zu begleiten. So geht es mittags, erstmalig mit Gästen an Bord der Amiga, auf den kurzen Trip raus zum Riff. Cloude 9 ist ein Party-Ponton kurz vor dem offenen Pazifik. Hier treffen sich überwiegend junge Leute zum Baden, Schnorcheln, für einen leckeren Cocktail und, für den Appetit, auf eine frisch zubereitete Pizza. Der Spaß hat seinen Preis und gezahlt wird ausschließlich per Kreditkarte. Eine nette Abwechslung für uns nach all der Arbeit.

Nach den letzten Wochen mag ich gar nicht in den Spiegel schauen. Das hatte nun ja auch keine Priorität und war nicht wichtig. Doch nun – Haare? Fingernägel? Ein Friseurbesuch wäre mehr als notwendig. Ich werde die Epoxy-Farbe in den Haaren und auf der Haut gar nicht los. Und was sind Fingernägel???!!! Da ist dringend ein rundum Pflegeprogramm notwendig. Jetzt gibt es mal einen Nachmittag keinen Arbeitsdienst auf der Amiga, um sich diesem dringend notwendigen Thema zu widmen. Am Abend fühle ich mich seit langem mal wieder fast menschlich und vorzeigbar.
Doch auch Hermann hat in dieser Zeit schlecht für sich gesorgt. Er hört plötzlich kaum noch etwas. Nach zwei Tagen stellt sich heraus, dass er eine ziemliche Erkältung hat. Eigentlich wollten wir abends gemeinsam mit den dreien von der Green Duck und den beiden Brüdern der Lionheart an der Bar grillen und ein Bier trinken. Doch als ich zur Pacifico herüber fahre, rührt sich dort nichts. Auf mein Klopfen und Rufen keine Reaktion. Ok. Er hört ja nichts. Also klettere ich an Bord, denn Hermann muss ja da sein. Ich rufe noch einmal und schaue unter Deck nach. Hermann liegt im Bett und schläft wie ein Baby. Nach den Anstrengungen der letzten Wochen und dann noch mit dieser Erkältung, kein Wunder. Ich lasse ihn schlafen. Grillen können wir schließlich auch ein andermal.
Aus der verbleibenden Verabredung zum Bier wird für mich trotzdem noch ein sehr netter, geselliger Abend an der Bar. Und hungrig bleibe ich auch nicht, denn Elke, Mitseglerin auf der Green Duck, hat auch mich beim Essen mit eingeplant.

Das neue Eingangsluk ist fertig und wird von Hermann vormontiert. Ich freue mich über diesen Luxusartikel. Den finalen Einbau wird Mohammed in Vuda machen, da er hierfür das bessere Werkzeug hat. Doch auch so sieht es schon richtig toll aus und verändert mit der neuen Windschutzscheibe das Bild der Amiga enorm zu ihrem Vorteil, wie ich finde.

An Bord der Amiga scheint noch jemand zu wohnen. Ein Stromkasper. Ich habe keine Ahnung, wie das System hier funktioniert und geschaltet ist. Hermann tröstet mich, dass wir es irgendwann verstehen werden und man eben einen Fachmann benötigt, der alles durchschaut. Wir verfolgen Kabel durch das ganze Boot und wundern uns am Ende, warum kein Strom darauf ist. Und warum zeigt der Batterietester ein Minus, obwohl der neue Charger der Solarpanele volle Batterien anzeigt. Warum entlädt sich die Motorbatterie, obwohl sie gar nicht genutzt wird? Tut sie es tatsächlich oder spielt nur die Anzeige verrückt? Der Motor springt jedenfalls immer ohne weiteres an. Und ein Aha-Erlebnis. Wenn die Batterie für das Bugstrahlruder und die Ankerwinsch Energie bekommen soll, muss ich noch einen extra Schalter betätigen. Ein zweiter Schalter daneben mit der gleichen französischen Beschriftung ist allerdings ohne Funktion.
Wir finden heraus, das die Mastbeleuchtung zwar Strom hat, dass Leuchtmittel aber wohl in der Mastspitze Kontaktspray benötigt, um seinen Dienst zu tun. Doch zumindest die drei-Farben-Laterne funktioniert. Ein zusätzlicher Schalter ist dafür erforderlich, der unter der Decke im Durchgang zur vorderen Kabine locker an einem Kabel hängt. Pierres unkomplizierte Lösung???!!!
Dieses ganze Thema trifft wohl auch auf die beiden Autopiloten zu. Vielleicht gibt es da auch noch irgendeinen versteckten Schalter, den wir nicht entdeckt haben.

Eine Woche nach unserer Ankunft in Malolo, Musket Cove, erfahren wir, dass meine Pakete aus Deutschland in Lautoka eingetroffen sind. Das freut mich riesig und ist viel schneller, als prognostiziert. Grad mal drei Wochen haben sie gebraucht, statt der ein bis zwei Monate, mit denen zu rechnen war.
Wir zahlen die Marinagebühren und brechen mit beiden Booten am Montag Morgen auf nach Vuda. Auch diesmal dauert die Fahrt etwas über drei Stunden.
Für mich ist das das erste hineinfahren in eine enge Marina und mehr oder weniger allein anlegen. Die Marina ist brechend voll und wir sollen zunächst ins Aussenbecken gehen. Die Pacifico fährt vor und ich gehe dann bei ihr längsseits. Das klappte schon einmal gut. Im Marinabüro verhandelt Hermann dann, dass er auf den leeren Platz neben einem Hausboot gehen darf, weil er ja nur eine Nacht bleiben möchte. Ich gehe an die Boje in der Mitte, weil die anderen noch leeren Plätze bereits reserviert sind für die vor uns angekommenen Boote. Auch kein Problem. Mooring kann ich ja auch gut alleine managen.
Nach einem kurzen Mittagessen fahren wir nach Lautoka zur Post und Zoll. Die Pakete sind an Hermann und die Pacifico adressiert, ‚Boat in Transit‘, damit ich keine Zollprobleme bekomme.
Das ganze ist schon ein Spaß für sich. Die Damen dort lassen sich von Hermann alles zeigen, was in den Kartons ist. Und da ist so einiges, wo sie sich nur wundern und wo sie dreimal nachfragen, wofür man denn so etwas braucht. Ob es alles bereits gebrauchte Sachen sind und keine Neuware, wollen sie wissen. Hermann war der erste Kunde, als die Customs-Poststelle nachmittags geöffnet hat. Mittlerweile hat sich hinter ihm eine lange Schlange wartender Menschen gebildet, die auch etwas abholen möchten. Die Fijis nehmen es mit Gelassenheit und die Zollbeamten entschuldigen sich letztendlich für die vielen Umstände und weil es so lange gedauert hat. Doch das wussten wir schließlich vorher.

Zurück in Vuda frage ich beim Wachpersonal, ob nicht doch noch ein Lücke für mich und die Amiga frei ist. Nach sechs Wochen, die ich hier in der Marina zugebracht habe, kennen Sie mich alle und da wird von den Jungs hier eben etwas möglich gemacht. Eine Lücke zwischen zwei Booten ist etwa zweieinhalb Meter breit. Da soll ich mit der 4.20 m breiten Amiga rein?! Ich mache von der Boje los und fahre rüber zur Lücke. Mir fehlt ja etwas der Glaube, dass das funktionieren kann. Wie gesagt, die Marina ist brechend voll und die im Kreis liegenden Boote drängen sich dicht an dicht. Doch irgendwie schaffen die Jungs es, die anderen Boote noch etwas zu drücken und zu ziehen. Ein paar Festmacher werden umgelegt. Letztendlich liege ich vor einem der kleinen Stege, wenn auch eingeklemmt wie eine Ölsardine, und habe auch Strom und Wasserzugang.
So ist es viel leichter meine drei 20-Kilo-Pakete und auch die Einkäufe, die ich noch gemacht habe, an Bord zu bringen. Was nun folgt ist für mich wie Weihnachten: Kartons auspacken und auf Entdeckungsreise gehen, was Inga alles eingepackt hat. Einiges hatte ich bestellt und an Ingas Adresse senden lassen. Anderes war ohnehin bei ihr in der Wohnung. Einiges hatte ich im November mit zurück nach Deutschland genommen, da ich ja nicht wusste, wie es für mich weiter gehen würde.
Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, ich ziehe jetzt erst richtig auf der Amiga ein und es wird um einiges heimeliger für mich an Bord.
Und auch noch eine Überraschung ist dabei. Eine verspätete Muttertagskarte mit lieben Worten meiner Tochter für mich und einem Geschenk, dass uns beide auf die uns eigene Art verbindet.

Da Mohammed am nächsten Morgen gleich als erstes die Eingangsluke final einbaut, können wir mittags schon wieder zurück nach Malolo.

Heute ist der Wind etwas frischer und kommt ziemlich gegenan. Bei schätzungsweise 15 Knoten Wind gibt es auch schon einmal ein bisschen Welle. Und schon kommt das erste Wasser über, als die Amiga mit dem Bug ist so eine Welle eintaucht. An sich ja nichts schlimmes, hätte ich alle Fenster zugemacht. Nicht, dass ich nicht daran gedacht habe, nur getan habe ich es nicht.
Na dann. Selbst Schuld. Nach der Ankunft in Musket Cove also erst einmal die Bilge wieder trocken legen. Ich weiß schließlich aus Erfahrung, dass das offene Küchenluk gerne Wasser reinlässt, insbesondere auch bei Regen, und das Wasser direkt in die Bilge läuft. Auf der anderen Steuerbordseite ist mein Bett aber erfreulicher Weise trocken geblieben.
Anlass für mich am nächsten Morgen die Bilge-Pumpe zu testen. Bei genügend Wasser, wie beim Test aus einer Schüssel, funktioniert sie gut und ich bin zufrieden.

Im Anschluss bringen Hermann und ich dann mit den aus Vuda mitgebrachten Ersatz-Kettengliedern die Ankerkette in Ordnung. Wir schneiden das Stück heraus, in dem die Schekel eingesetzt sind, die nicht über die Winsch-Nuss laufen und nehmen gleich etwas mehr heraus, wo der Rost die Ankerkettenglieder hat dünner werden lassen. Das neue Verbindungsglied wird eingesetzt und macht die jetzt etwas kürzere Kette wieder sicher.

Am Freitag soll die Navi-Anlage aus Australien eintreffen. Da geht es wieder nach Vuda, um sie dort abzuholen.

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei Hermann bedanken. Ohne ihn ist die Amiga nicht möglich gewesen. Seit dem Entschluss sie zu kaufen, bzw. überhaupt ein Boot zu kaufen, ist er unermüdlich dabei mich zu unterstützen, zu machen und zu tun. Es ist ganz unglaublich, was er in den letzten Monaten alles geleistet hat.
Lieber Hermann, ich habe das Glück einen Freund in dir gefunden zu haben, wie man sie nur sehr selten im Leben findet. DANKE!

 

Ein Gedanke zu „Fiji – Jungfernfahrt und andere Geschichten – vom 13.6. bis 29.6.2017

  1. Was eine Geschichte, du langweilst Dich nie. Schöne Zeiten gewünscht mit der Amiga. Grüssen von der andere Amiga aus Spanien. Hasta Luego. Ria.

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