Fiji – Wenn es so nicht geht, dann mache ich es eben anders …. – vom 30.6. bis 16.08.2017 – Teil II

Im Laufe des heutigen Nachmittags hat es aufgehört zu regnen. Mittlerweile ist es bereits dunkel geworden. Ich hoffe Morgen auf besseres Wetter, damit ich, wie eigentlich schon für heute geplant, nach Malolo segeln kann.

Doch nun erst einmal zurück zu Mister Perkins.

Nachdem Ray an Bord gekommen ist, fangen wir noch einmal an die Filter zu reinigen. Mit nahezu roher Gewalt schafft Ray es, den festsitzenden zweiten Filter abzudrehen. Kein Wunder, dass ich das nicht schaffen konnte. Wir gehen alles durch, entlüften die Leitungen, machen einen weiteren Startversuch. Zunächst mit Erfolg. Gedanklich bin ich schon auf dem Weg nach Malolo. Doch dann geht der Motor wieder aus.

Am Ende des Nachmittags bringt Ray meinen Gast von Bord und kommt dann zum verdienten Abendessen wieder an Bord. Wir besprechen, wie wir weiter vorgehen werden. Es gibt Plan A, B und C. Eingebunden wird der Meerbaer, mit seinem umfangreichen Wissen, da er ja auch einen Mister Perkins an Bord hat. Plan C wäre von der Lionheart nach Vuda geschleppt zu werden und die Amiga von den Mitarbeitern dort durch den Kanal im Riff in die Marina schleppen zu lassen. Das mir dieser Plan am wenigsten behagt, brauche ich wohl nicht besonders erwähnen.

Am nächsten Tag starten wir einen neuen Versuch. Mittlerweile sind wir darauf gekommen, dass Tank zwei keinen Diesel liefert und ein Leck hat. Tank eins war also tatsächlich leergefahren und hat den Motor stoppen lassen. Ich habe noch einen Reservekanister von der Pacifico an Bord und auf die Lionheart stellt ihre Reserven zur Verfügung. Dann entlüften wir die Leitungen noch einmal nach den Angaben vom Meerbaer und siehe da, der Motor springt an. Jubel und Freudentanz meinerseits!!!

Auf nach Malolo.

Die Fahrt dorthin verläuft problemlos. Doch in einem weiteren Telefonat setzt der Meerbaer mir einen Dämpfer auf. Die Einspritzpumpe könnte jetzt verschmutzt sein und ich dürfte die Mister Perkins nicht mehr laufen lassen, wollte ich nicht riskieren, sie zu verlieren.

Also machen wir uns zwei weitere Tage dran, Mister Perkins zu bearbeiten. Die Dieselleitungen bis zu den Filtern werden ausgetauscht, die Röhren vor der Einspritzpumpe durchgepustet, doch sie sind sauber. Ich habe morgens im Salon den Tisch abgebaut, um zu sehen, wo der Tank leckt. Diesel steht auf der Tankoberseite. Es leckt aus dem Einfüllstutzen, der irgendwann einmal mit Silikon abgedichtet worden haben, dass jetzt Risse.

Wir brauchen Stunden, um die Leitungen vom Tank soweit frei zu bekommen, dass wir von den über 200 Litern Diesel wenigstens 160 Liter auslassen können. Das meiste davon geht dann gefiltert in den Tank eins. Der Rest in leere Kanister. Damit kann es schon einmal nicht mehr lecken. Auf die Amiga-to-do-Liste kommt „Revisionsöffnung für Tank 2 machen, Einfüllstutzen abdichten, Tank reinigen, neue Dieselleitungen zum Motor“. Doch das hat erst einmal Zeit. Tank eins scheint einigermaßen sauber zu sein und ich nutze erst einmal nur ihn. Tank zwei wird komplett abgeschaltet. Uns wird jetzt auch klar, dass der Tank voll sein muss, damit genügend Druck vorhanden ist, um Diesel bis zu Einspritzpumpe zu bringen, da es keine zusätzliche Förderpumpe gibt. Die würde Mister Perkins aber seine Arbeit erleichtern. Ein weiteres to-do.

Noch einmal entlüften, das sagt Ray ich könnte jetzt den Motor starten. Er sei jetzt völlig sicher, dass alles in Ordnung ist. Und das ist es auch. Auch das zwischendurch ungesteuerte Gas-geben macht er nun nicht mehr.

Es war ein hartes Stück Arbeit für alle Beteiligten, doch jetzt läuft der Motor, und ich habe ihn wohl ziemlich gründlich dabei kennen gelernt.

Noch etwas Malolo – Entspannung in Musket Cove und dann zurück in die Vuda Marina. Der Empfang dort ist wie immer freundlich, beinahe herzlich. Schon fast wie „Comming Home“. Nun, für die Amiga ist es ja auch schon seit mehreren Jahre ihr zu Hause.

Zwischenzeitlich ist sie aber ganz offiziell Deutsche geworden mit Heimathafen Laboe. Das Flaggenzertifikat ist eingetroffen. Damit ist der Papierkrieg fast abgeschlossen. Ich werde aber wohl noch einmal damit in Lautoka zum Customs gehen und schauen, ob sie dort eine Umschreibung machen wegen der bezahlten Importsteuer für die Altair.

Als nächstes gehe ich das Thema neue Batterien an. Am Ankerplatz schalte ich Nacht schon immer den Kühlschrank ab, um die alten Batterien zu schonen und nicht auf den äußersten Tiefpunkt zu bringen. Sie sind im Sonnenschein morgens immer schnell wieder geladen, doch sobald die Sonne untergeht sind sie noch schneller wieder runter an die Grenze des vertretbaren.

Andere Segler erzählen von ihren To-Do-Listen die 40 und mehr Punkte umfassen. Oder mehrere DIN A 4 Seiten. Meine Liste ist also nichts Ungewöhnliches, stelle dabei so für mich fest und bin nicht weiter beunruhigt.

Zum Einkaufen nach Lautoka geht es diesmal wieder mit einem der morgendlichen Busse. Es ist der Schulbus. Der Bus ist soll, dass Kinder und Erwachsene sogar im Gang stehen. Ich ergattere einen Sitzplatz und bin umgeben von lauter gutgelaunten, duftenden Kindern. Busfahren in Deutschland habe ich eher morgens als miefig in Erinnerung. Hier in Fiji riechen die Menschen und vor allem die Kinder morgens nach blumig duftenden Seifen.

Um Batterien, aber auch Ersatzfilter für den Motor für die Amiga zu bekommen, suche ich erst einmal die Läden auf, die Autoteile verkaufen. Im ersten Laden haben sie die, die ich brauche nicht. Im zweiten Laden auch nicht. Und dann wollen sie mich zum ersten Laden zurückschicken. Da war ich schon. Ok. Ein Mitarbeiter fängt an zu telefonieren, um herauszufinden, wo ich die Filter bekomme. Die Mitarbeiterin kommt auf mich zu, und sagt, ich könne nicht von einem Laden zum anderen laufen, dazu wäre es zu heiß. Ein weitere Mitarbeiter fragt mich aus, woher ich komme, welches Boot, wie alt ich bin. Innerlich schmunzele ich mittlerweile schon so vor mich hin. Dann entscheidet die junge Frau, der junge Mann vor dem Verkaufstresen, noch ein Mitarbeiter, sollte mir helfen. Helfen heißt in diesem Fall, dass er mich über eine Stunde kreuz und quer durch Lautoka fährt, um Filter und Batterien aufzutreiben. Kaum zu glauben, aber wahrscheinlich ist es doch manchmal hilfreich „nur“ eine Frau zu sein.

Am frühen Nachmittag kehre ich mit Ersatzfiltern doch ohne Batterien in die Marina zurück. Wir hatten zwar Batterien gefunden, doch die waren erheblich teurer, als ich erwartet hatte. Und richtig, ein paar Tage später bekomme ich entsprechend genauso große Batterien deutlich günstiger in Nadi. Und die werden sogar, fast natürlich für Batterien völlig unüblich ist, an Bord geliefert.

Wenn man sie lässt und nicht gerade in einem Touristenzentrum wie Nadi oder Denarau ist, sind die Menschen hier in Fiji ungemein hilfsbereit. Mein junger Fahrer wollte nichts dafür haben, dass er den halben Vormittag mit mir herumgefahren ist. Und wenn ich wieder Hilfe bräuchte, ich würde ihn in dem Laden finden.

Zwischendurch steht ein Ausflug nach Denarau und Nadi auf dem Programm. Ein Besuch bei den Reichen und Schönen, wenn man sich die Super-Yachten in Denarau so anschaut. In Nadi besichtige ich nach dem erfolgreichen Batterie-Kauf noch den dortigen indischen Tempel. Ein Mitarbeiter führt mich herum und erklärt mir die einzelnen Gottheiten, die dort Tempel im Tempel haben. So ganz habe ich das System jedoch nicht verstanden, sagt er mir doch, dass sie nur einen Gott haben, wie auch wir in unseren Religionen. Wozu dann die verschiedenen Gottheiten??? Okay, damit muss man sich wohl näher befassen, will man es verstehen. Fantastisch ist jedoch die farbenprächtige Gestaltung des Tempels, der gerade renoviert wird für die alle zwölf Jahre stattfindende Tempelfeier im nächsten Jahr. Dann werden die Farben noch frischer und kräftiger leuchten.

Inzwischen ist auch endlich der Heißwasserboiler aus Deutschland eingetroffen. Als ich mir den Karton und den Inhalt auf der Post so anschaue, habe ich leise Befürchtungen, ob er auch wirklich heil ist, so ramponiert sie alles aus. Die Verpackung war für so einen weiten Transport offenbar nicht wirklich geeignet.

Der alte Boiler wird ausgebaut, was mal wieder eine Herausforderung ist. Er ist wirklich in einer schwer zugänglichen Ecke platziert hinter dem Einbauschrank meiner Kabine, seitlich durch mein Bett nach unten zu erreichen. Welcher Schlangenmensch den wohl mal eingebaut hat????

Für den neuen Boiler stelle ich dann fest, ich benötige noch Anschlussteile, die ich hoffentlich in Lautoka bekomme. Also wieder zurück nach Vuda.

Die Batterien werden gebracht und ich installiere sie am nächsten Morgen. Die Teile wiegen das Stück so um die 50 Kilo. Doch wozu gibt es eine Großschot. Mit ihrer Hilfe kann ich die Batterien herunterlassen und platzieren. Auf dem gleichen Weg werden die alten Batterien hinausbefördert.

Einer der Wachleute hilft nimmt die alten Batterien an der Reling entgegen. Samt altem Boiler zieht er dann mit seiner „Beute“ von dannen. Ich sehe ihn an diesem Tag noch so einige Male und jedes Mal strahlt er mich an und freut sich.

Ich wundere mich, warum jetzt wohl der Kühlschrank ständig läuft. Irgendwie merkwürdig. Ich schaue mir das näher an. Ob ich wohl versehentlich den Thermostaten verstellt habe? Es gibt da ja noch diesen Wasserfilter, denn das System ist Seewasser-gekühlt. Das Wasser im Filter sieht ziemlich dunkel aus. Ich habe schon einige Male versucht, diesen Filter zu öffnen. Bisher ohne Erfolg. Doch dieses Mal gebe ich nicht auf und bekomme ihn endlich aufgeschraubt. Boaaahhhhh. Kein Wunder, dass hier etwas nicht stimmt. Der Filter ist voller Seegras. Also reinige ich den Filter schraube ihn wieder zu und schalte den Kühlschrank wieder ein. Schon besser. Ich muss mir merken, dass ab und an zu kontrollieren.

Und weil ich schon hier in Vuda bin, statte ich der vereinsamten Pacifico auch einen Besuch ab. Mal durchlüften schadet nicht. Dann ist es nicht ganz so muffig, wenn Hermann Ende August aus Deutschland zurückkehrt. Ist schon ein trauriger Anblick, wenn sie so verlassen daliegt. Aber das wird sich ja bald wieder ändern.

Heute Morgen bin ich dann in einem trockenen Moment zum Bus und nach Lautoka, um verschiedenes zu besorgen. Vor allem die Anschlussteile für den Boiler. Bis ich alles so gefunden habe, ist der Vormittag fast herum. Auf dem Rückweg zur Marina regnet es wieder. Und draußen auf dem Wasser sieht es grau, windig und ungemütlich aus. Grund genug, noch in der Marina zu bleiben. Letzte Nacht muss es da draußen ziemlich geweht haben. Ich habe gehört, einige Boote vor Denarau sind wohl auf Slip gegangen. Kaum vorzustellen, wenn ich daran denke, dass mein Anker, als ich dort weggefahren bin, so festsaß, dass ich schon dachte der liegt um einen Stein gewickelt.

Als ich mit Einkäufen wieder an Bord bin, finde ich es ist Zeit für ein Mittagsfrühstück, da ich heute noch nichts gegessen habe. Ich habe eine der Klappen vor der Bilge im Bereich der Küche noch nicht wiedereingesetzt, um mich selbst daran zu erinnern, dort noch einmal sauber zu machen. Gestern war mir eine leere Flasche dort hineingerollt und ich hatte sie leicht feucht wieder herausgeholt. Leicht feucht??? Und jetzt??? Wieso steht denn da so viel Wasser in der Bilge???!!!

Das Mittagsfrühstück muss jetzt erst einmal warten, bis ich herausgefunden was da los ist. Überall in der Bilge steht reichlich Wasser, egal wo ich nachschaue. Finger rein und testen. Es ist salzig. Meerwasser also, kein Regenwasser.

Als erstes kontrolliere ich im Wasser das Seewasserventil vom Abwasserschlauch. Ich habe immer noch etwas Sorge, dass ich das nicht richtig fest genug draufbekommen habe. Doch das ist völlig trocken. Naja, wird schon nicht so schlimm sein. Als in der Blue Lagoon Wasser am Ruderquadrant eingedrungen ist, war ich wesentlich besorgter. Dabei hätte ich da wissen müssen, dass die Stopfbuchse auch etwas lecken kann. Allerdings waren das damals nur ein paar Liter Wasser. Jetzt ist es mindestens eine Badewanne voll.

Wozu habe ich eigentlich eine Bilge-Pumpe, oder vielmehr zwei plus zwei Handpumpen? Ich drücke mal den Schalter, die Pumpe springt an, scheint aber nicht abzusaugen. Ach, und die zweite muss ich ja noch wieder an die Batterie anschließen. Nachdem ich das gemacht hab, schalte ich sie ein und siehe da sie arbeitet. Das Wasser schießt mir aus einem nicht angeschlossenen Schlauch entgegen und ich bin pitschnass bevor ich sie Pumpe wieder abgestellt habe. Dass sind so die Momente, wo Pierre mir dann doch lieber nicht in die Quere kommen sollte.

Da die erste Pumpe nichts zu ziehen scheint, schließe ich stattdessen den losen Schlauch der zweiten Pumpe an dem entsprechenden Schlauch an. Und schon sinkt der Wasserspiegel in der Bilge. Jetzt erst einmal frühstücken? Nein, ich muss doch noch erst einmal schauen, wo das Wasser herkommt. Ich brauche auch gar nicht lange, um herauszufinden, dass es aus dem Kühlschrank-Wasserfilter nur so heraussprudelt. Den hatte ich wohl gestern nicht fest genug zugedreht. Aha. Nun weiß ich das auch. Bei der nächsten Filterreinigung besser aufpassen.

Ich lerne jeden Tag etwas Neues. Auch wenn es sich für den einen oder anderen mühevoll anhört, ich fühle mich wohl und sicher auf meiner Amiga. Sieht gibt mir ein gutes Gefühl und ich hätte es ganz bestimmt schlechter treffen können. Dass sie mich ständig beschäftigt gehört einfach dazu. Und bisher gab es für fast alle Schwierigkeiten auch Lösungen. Sehr viel trägt natürlich Hermann dazu bei, dass das alles machbar ist. Aber auch andere Segler sind hilfsbereit und unterstützen, wo sie können, wenn es nötig ist. Das macht es natürlich unendlich viel leichter. Doch vieles kann ich mittlerweile eben auch selbst bewerkstelligen und das gibt mir ein gutes Gefühl.

Es ist immer noch ein ganz anderes Leben, so auf einem Boot. Man wird zum Jäger und Sammler. Kaum etwas wird einfach weggeworfen, Es wird zumindest überlegt, ob man es nicht irgendwie noch brauchen könnte. Der Umgang mit den Ressourcen wird ganz automatisch ein andere, weil vieles nur begrenzt verfügbar ist. Selbst Fleischtabletts von gekauften Fleisch aus dem Supermarkt werden aufgehoben und finden noch eine Verwendung an Bord. Plastikflaschen werden mit allem Möglichen gefüllt und diesen als Aufbewahrungsbehälter und werden wieder befüllt mit Trinkwasser zum täglichen Gebrauch. Die meisten Segler, die wie wir unterwegs sind, gehen ähnlich aufmerksam mit allem um, was in Europa massenweise im Müll landet. Eben auch ein Aspekt des Langzeitsegelns.

2 Gedanken zu „Fiji – Wenn es so nicht geht, dann mache ich es eben anders …. – vom 30.6. bis 16.08.2017 – Teil II

  1. Hey Hilde, ich lese aus deinen Berichten, daß du nicht nur die Amiga erworben hast, sondern auch gleichzeitig eine Ausbildung zum Installateur und Allroundtechniker dazu bekommen hast und die Abschlussprüfung mit Auszeichnung bestehen wirst.
    Schön zu lesen. Weiterhin gutes Gelingen. Liebe Grüsse Henning

    • Hey Henning,
      Danke für diesen Kommentar. Das trifft es wohl auf den Punkt. Und um die Auszeichnung zu erlangen, werde ich mir denn alle Mühe geben (lach).
      Wird die Auszeichnung am Ende vom Kompetenzzenteum Hamburg überreicht?
      Liebe Grüße
      Hilde

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