Amiga – Die erste große Reise – vom 23.10. bis 5.11.2017

Das Thomas jetzt an Bord ist, macht vieles leichter und einfacher. Ich bekomme einen neuen Spitznamen, der mir auch noch in Neuseeland gelegentlich in den Ohren klingelt: Käpt’n !
Wenn ich so angesprochen werde, weiß ich, alles ist in Ordnung und die Stimmung gut ist.
Im Nachhinein muss ich doch auch immer wieder etwas schmunzeln, bei den Erinnerungen an die Vorbereitungen und auch den Verlauf der Reise. Nämlich dann, wenn ich nicht ‚Käpt’n‘ genannt wurde.
Das fing an mit dem Einleinen-Reff auf der Amiga. Das Hauptfall und die Reffleinen wurden bereits kurz nach dem Kauf vom Mast ins Cockpit umgeleitet. Der Grund hierfür liegt darin, die Amiga Einhand-tauglich segeln zu können und das mit vermeidbaren oder geringen Risiken. Und ein Sicherheitsthema ist eben, das Cockpit nach Möglichkeit nicht verlassen zu müssen. Rat für diese Maßnahmen hatten wir seinerzeit von einem Rigger in Vuda eingeholt und von verschiedenen anderen Seglern, die damit schon Erfahrung hatten. Es funktionierte, wenn ich auch fand, dass es etwas hakelig war.
Thomas kommt dann an und sagt als erstes „so geht das nicht“. Mit dieser Aussage rennt er bei mir erst einmal gegen eine Betonwand, obwohl er möglicherweise recht hat. Ich weiß es nicht mehr so genau, aber ich glaube, die Diskusssion hierüber dauert drei Tage. Diskussion? Dazu gehören wohl mindestens zwei. Doch irgendwie kämpfe ich ganz alleine mit mir, versuche ziemlich erfolglos tatsächlich Thomas in diesen Kampf immer wieder hineinzuziehen. Und nach drei Tagen fällt die Lösung dieses Problems einfach vom Himmel. Ich habe mir nachts überlegt, vielleicht ginge ein Zwei-Leinen-Reff und würde damit alle Probleme lösen. Und am Vormittag kommen Thomas und Hermann mit sanften Worten genau mit diesem Lösungsvorschlag. Und schon hat sich die Betonmauer in Schall und Rauch aufgelöst und ich bin glücklich über diese Lösung, die sich wirklich gut umsetzen lässt und mir zudem ein gutes Gefühl gibt.

In der Vorbereitung für die 1.100 Meillen nach Neuseeland wird vieles erstmals anders verstaut, festgebunden oder findet sogar einen ganz neuen Platz. Den Verschluss eines Küchenschankes hatte ich bereits repariert, damit die Schranktür nicht immer mal wieder von allein aufgeht und alles bei entsprechender Schräglage ungebremst einen neuen Platz am Kombüsenboden findet. Jetzt stelle ich fest, bei Schräglage oder wenn es sehr schaukelt, kommt mir einiges aus den oberen Schrankfächern entgegen. Wie haben denn meine Vorgänger das gemacht? Küchenschränke unterwegs nicht benutzt???!!! Zwei passende Leisten, die ich später in Neuseeland richtig einbauen werde, schaffen schnell und leicht Abhilfe.

Die letzten Einkäufe werden getätigt, noch einmal Diesel nachgetankt, den wir in der Wartezeit auf ein gutes Wetterfenster verbraucht haben. Ich möchte „randvoll“ sein, wenn wir losfahren. Und das mit gutem Grund. Für den großen 82 PS Perkins Motor ist die Dieselkapazität mit kaum 300 Litern in den beiden Tanks und 100 Litern in Kanistern ziemlich knapp bemessen. Insbesondere auch deshalb, weil ich denke, dass mindestens 30 bis 40 Liter im ersten Tank bleiben müssen, damit die Maschine läuft. Der Druck aus diesem Tank ist erforderlich, damit genügend Diesel in der Einspritzpumpe ankommt, da eine Kraftstoffpumpe schlichtweg fehlt. So reicht dass, was ich an Diesel habe, bei gerechnetem Verbrauch von 4 Litern pro Stunde, nicht einmal für volle vier Tage motoren bei möglicher Flaute unterwegs. Es gibt wohl keine verlässliche Wettervorhersage für 10 bis 12 Tage, die angenommene Dauer der Reise. So ab vier bis fünf Tagen wird die weitere Vorausschau eher zum „Kaffeesatz lesen“. Wichtig ist jedoch anzukommen, bevor das nächste Tief über den Norden Neuseelands hinwegstürmt. Das könnte ein Boot in wirkliche Schwierigkeiten bringen. Sollte ich unterwegs also in eine Flaute oder eben in nicht ausreichenden Wind kommen, wird der Motor seinen Dienst tun müssen, um möglichst schnell Neuseeland zu erreichen und keine Zeit zu vertrödeln, die am Ende zu einer bösen Wetter-Überraschung werden könnte.

Als letztes wird der Salon noch so umgebaut, dass er zwar nicht mehr wohnlich ist, aber Lebensmittel und Getränke gut zu erreichen sind. Nichts ist lästiger, als wenn man im schaukelnden Boot erst einmal ein Polster beseitigen muss, um an den Deckel zu kommen, unter dem sich das Frühstücksei befindet. Und hinterher dann auch noch alles wieder zurückräumen.
Das der eine oder andere Gegenstand dann letztendlich doch nicht so perfekt verstaut ist, wie gedacht, gehört am Ende einfach zu den Erfahrungswerten. Doch kaputt gehen wird unterwegs nichts, wie ich jetzt im Rückblick feststellen kann.

Und dann ist es endlich so weit. Wir fahren nach Lautoka, um dort auszuklarieren. Es weht ganz gut, als wir dort ankommen und möglichst nahe der Customswharf vor Anker gehen. Ziemlich schaukelige und feuchte Angelegenheit im Dingi mit drei Personen. Drei Personen? Na, die dritte Person ist natürlich von der Pacifico. Wir wollen zumindest gemeinsam losfahren, wenn ich auch damit rechne, dass die Pacifico bis zu drei Tagen schneller als die Amiga sein wird. Bei fast gleicher Länge wiegt die Pacifico schließlich ein Drittel (6 to) weniger als die behäbige Amiga, die entsprechend mehr Wind benötigt, um in Schwung zu kommen.

Also, auf zum Customs. Ich war vor einigen Wochen schon einmal hier, um sicherzugehen, dass mir die Ausreise mit der Amiga und auch mit Crew keine Schwierigkeiten bereitet. Auch bei der Migration hatten wir Thomas gleich nach der Ankunft ordnungsgemäß auf die Crew-Liste setzen lassen. Ich gehe schon vor, während Hermann und Thomas noch das Dingi in dem bewegten Hafenbecken versorgen.
Der Zollbeamte, mit dem ich schon einmal gesprochen hatte, scheint heute nicht da zu sein. Ein Kollege bittet mich in der hintersten Ecke an seinem Schreibtisch. Ich lege ihm alle Papiere hin, die mir der Zollbeamte damals schon fürsorglich sortiert und in einem Umschlag gesondert zurückgegeben hatte. Und soll man es doch nicht glauben! Was eigentlich völlig unkompliziert sein sollte, dauert eineinhalb Stunden und fordert mich mal wieder heraus ein möglichst „blondes Gesicht“ zu machen und mein Gegenüber möglichst hilflos und aufgeschreckt anzusehen. Kommt dieser Mensch doch auf die Idee, der Verkauf eines Bootes in Fiji hätte dort zusätzlich versteuert werden müssen???!!! Dazu fällt mir erst einmal außer dem vorher beschriebenen Mienenspiel gar nichts ein, was ihn wiederum doch etwas verunsichert. Er möchte mir schließlich keine Ungelegenheiten bereiten, aber Gesetz ist Gesetz. Nun rettet mich, dass ich schon einmal hier war, den Zollbeamten benennen kann, mit dem ich gesprochen hatte, und dass der mir versichert hatte, alles sei in Ordnung. Um möglicherweise nicht sein Gesicht zu verlieren, möchte mein Gegenüber jetzt einen Zahlungsbeleg für das Boot sehen, der beweist, dass die Zahlung nicht in Fiji erfolgt ist. Ich habe eine Quittung in Neuseeland-Dollar und versichere ihm, dass der Betrag über Konten in Europa gelaufen ist. Er fragt mich mindestens noch drei Mal nach Nachweis über diese europäische Überweisung, die ich natürlich nicht dabei habe. Letztendlich scheint er meinen Versicherungen aber glauben zu schenken und stellt mir dann die Ausreisepapiere für Neuseeland aus. Was für ein Akt.
Den Hinweis, dass ich jetzt unverzüglich mit der Amiga ausreisen muss und nirgends mehr Ankern darf, nehme ich freundlich nickend zur Kenntnis. Wir bleiben noch eine Nacht, da es heute so spät geworden ist und wir nicht in der Nacht durch das Aussenriff bei Malolo fahren wollen. Aber wir wissen, dass wir uns nicht erwischen lassen dürfen ohne triftige Entschuldigung.

Meine Gefühle und Erwartungen in Bezug auf die bevorstehende Fahrt sind immer noch sehr gemischt am nächsten Morgen. Ich war lange nicht nachts unterwegs. Schon gar nicht mehrere Tage und auf dem offenem Wasser. Offenes Wasser birgt das Risiko der Seekrankheit für mich. Oder jetzt mit eigenem Boot vielleicht nicht mehr? Wie wird das alles laufen? Irgendwie freue ich mich auch auf das offene Meer. Tagelang kein Land zu sehen ist wunderbar. Es gibt für kaum einen schöneren Anblick als den Ozean, dass Spiel der windgetriebenen Wellen, der ziehenden Wolkengebilde, die am unendlichen Himmel ihre „Wetter-Geschichte“ erzählen. Immer wieder neu, anders und faszinierend. Mir stehen schöne Tage bevor und mit Thomas an meiner Seite sind keine Bedenken aufgekommen, dass es mir mit der Amiga nicht möglich sein könnte, diese Reise anzutreten.

Am Freitag Morgen, den 27. Oktober um 11.00 Uhr lichten wir Anker vor der Vuda Marina. Die Pacifico ist uns schon etwas voraus. Bis zum nächsten oder übernächsten Tag werden wir noch Funkkontakt haben. Danach stehen wir mindestens einmal täglich im Mail-Kontakt. Gegen 14.00 Uhr verlassen wir Fiji durch das Riff bei Malolo und ich bin erstmals mit der Amiga auf dem freien Pazifik unterwegs. Ein gutes Gefühl, dass da in mir hochsteigt begleitet von Neugierde auf die kommenden Tage.

Das Wetterfenster sieht gut aus. Wenn wir schnell genug sind, können wir direkt in gerade Linie auf Marsden Cove, Neuseeland, zuhalten. Zehn Tage Vorausschau in dem von mir gewählten Wettergrip verspricht guten Wind bis auf die letzten ca. 150 Meilen, wo er dann einschlafen soll. Wenn das Wetter sich tatsächlich so entwickelt, wird eben am letzten Tag motort. Wir können quasi auf der Rückseite eines großen stabilen Hochs, dass im Kern noch einen kräftigen Wind von 35 bis 40 Knoten anzeigt, direkt nach Süden runter rutschen. Gestern los, wäre noch idealer gewesen, doch heute am Freitag ist auch gut.
Schon während der ersten Meilen ist mir der Wind zu schwach und bevor es schlecht und langsam losgeht, darf mein Mister Perkins seine ersten Runden drehen.

Auszug aus dem Logbuch

Wir hatten eine gute erste Nacht. Alles war ruhig.
Bis 22.30 Uhr lief der Motor. Dann kam genug Wind, dass auch die Amiga mit rund 5 Knoten segeln konnte.
Ich hatte Freiwache von 21.00 bis 1.00 Uhr und habe geschlafen, als Thomas den Motor abgestellt hat.
Im Unterbewusstsein habe ich registriert, dass der Motor ausging. Das hat mich schlagartig geweckt und aus dem Bett mit einem ‚Oh!!! Schei…..!!!!‘ gejagt. Ich habe noch gedacht, dass der Motor vorher keine komischen Geräusche gemacht hat, aber dass er jetzt wohl doch einen Defekt hat. Dann sah ich Thomas am Navi Tisch stehen und mir wurde klar, dass er den Motor ausgemacht hatte. Alles gut. Himmel, hatte ich einen Schreck bekommen.

Es geht uns beiden gut. Wir dümpeln jetzt mit 3,5 bis 4 Knoten über den ruhigen Pazifik.

Posi
28.10.2017
9.00 Uhr
19°10’23.3 S
177° 00’38.4 E
Kurs 175° GPS
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Wir hatten gestern einen schönen Segeltag. Vier Segel draußen ohne Reff. Ist noch etwas ungewohnt für mich, dieser 4-Stunden-Wache-Rhythmus. Der Übergang vom Tag zur Nacht ruft Unwohlsein bei mir hervor.
Gestern Abend frischte der Wind dann auf und ich habe gegen 20 Uhr dass rote Vorsegel eingeholt. Nachts um 1 Uhr haben wir dann Grosssegel und Genua gerefft.
Seit heute morgen um 4 Uhr regnet es, teils heftig. Die ganze Nacht Wetterleuchten um uns herum.
Für Kühlschrank und Autopilot reicht der Strom nicht. Die Navisysteme fressen mit der Pumpe alleine schon 5-6 A. Habe gestern und heute die Maschine laufen lassen , um einigermaßen klar zu kommen.
Habe bisher zwar Mails aber keine Wetterdaten abrufen können. Bin deshalb auf Infos des Kompetenzzentrums und der Pacifico angewiesen.
Wir dümpeln jetzt mit 3,5 bis 4 Knoten im Regen. Links von uns donnert es.

Posi
29.10.2017
9.30 Uhr
21°20’089 S
176° 58’331 E
Kurs 187° GPS
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Es klappt nicht ganz so früh mit unserer Posimeldung, wie Hermann es gerne geschrieben hat, weil ich erst morgens um 5 Uhr schlafen gehe und dann noch nicht wieder wach bin.

Wir hatten eine ruhige Nacht. Um 0.40h hat Thomas den Motor ausgestellt, alle Segel hoch. Bei Ost-Nordost sind wir nach mit 4 Knoten so langsam dahin gesegelt. Jetzt mit eher weniger. Toller Sternenhimmel.
Heute Morgen dann hat die Lapita auf uns zugehalten, weil sie dachte wir haben Probleme. Unser AIS zeigt ja nach Norden. Nachdem sie dann mit Thomas gesprochen haben, sind sie wieder auf Kurs gegangen. War doch echt nett. Heißt aber auch, dass das mit dem AIS unbedingt in Ordnung kommen muss. Ist schon ganz schön peinlich, wenn ein anderes Boot wegen Nichts den Kurs wechselt.

Posi
30.10.2017
08.00 Uhr
22°31’340 S
176°38’770 E
Kurs 172°

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Neue Wetter-Infos sind eingegangen. Das hört sich für die nächsten vier Tage doch gut an. Wenn dann alles so weiter läuft, können wir wohl nächsten Montag einklarieren.
Heute lief es recht gut. Hoffentlich bleibt der Regen weiterhin aus. An der Segelstellung haben wir seit letzter Nacht nichts ändern müssen. Laufen 20 Meilen westlich unserer Kurslinie.

Nachher werde ich noch eine Stunde den Motor laufen lassen, um Strom für die Nacht zu haben.
Ansonsten ist alles fein. Ich habe es richtig gut, weil sich der Koch (Thomas) um unser leibliches Wohl kümmert.

Dem Kompetenzzentrum weiterhin eine schöne Freizeitgestaltung auf Sizilien;-)

Posi
30.10.2017
18.00 Uhr
23°30’834 S
176°23’593 E
Kurs 172° GPS
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Hatten eine flotte Nacht bei gutem Wind.

Seit heute Nacht hat sich auch mein Magen wieder normalisiert. Also alles gut.
Die Führungsrollen für die Furlingreffleinen sind hochgerutscht. Jetzt verklemmt sich beim Reffen immer das Tau. Sehr ungünstig. Aber ein behebares Problem.

Posi
31.10.2017
07.30 Uhr
24°45’425 S
176° 18’622 E
Kurs 177° GPS
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Wir hatten heute 25 bis 30 Knoten Wind. Die Amiga kann damit gut umgehen. Grosssegel im ersten Reff und gereffte Genua lief sie mit kaum Schräglage tapfer ihre 7 bis 7,5 Knoten. Bei 8 Knoten hat Thomas nochmals die Genua gerefft. Das war uns nicht geheuer 😉
Sonst alles gut an Bord. Wegen dem Seegang gab es eine leckere Linsensuppe (obwohl ich hätte natürlich lieber Nudeln gehabt).

Posi
31.10.2017
16.30 Uhr
25°52’170 S
176° 20’353 E
Kurs 180° GPS
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Wie erwartet war es eine windige Nacht. Aber wir waren dafür angezogen, sprich entsprechend etwas weniger Segel gesetzt.
Nervig ist, dass der Windbagger sich gelöst hat, Lärm macht und doch leider keinen so wichtigen Strom liefert. Thema für Neuseeland. Außerdem sind einige Fenster nicht dicht. Und zwar alle, die scheinbar neueren Datums sind. Weiteres Thema für Neuseeland. Wenn die Amiga sich auf die Seite legt kommt durch die Luke auf der Schräge Wasser auf mein Kopfkissen.
Während ich jetzt schreibe, ist gerade ein Badewanne voll Wasser im Cockpit gelandet. Ich pitschnass. Naja. Spart das duschen, dass bei dem Seegang sowieso ausfällt.
Thomas ist trocken geblieben, weil er schläft. Glück gehabt.
Die Amiga steckt das alles locker weg und gleitet gelassen durchs Meer. Keine Sonne, durchgängig bedeckter Himmel, Wasser ziemlich aufgewühlt, Welle wahrscheinlich um die vier Meter.
Noch vier Tage ‚to go‘. Ankunft am Sonntag, wenn es so bleibt, vielleicht schon in der in der Sonntag Nacht.

Posi
01.11.2017
10.00 Uhr
27°32’606 S
175°30’540 E
Kurs 180°
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Wir hatten eine ruhige, sternenklare Nacht.

Posi
02.11.2017
9.00 Uhr
29°36.339 S
175°31’555 E
Kurs 186°
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Seit gestern Morgen dreht der Wind nördlicher. Da wir immer ein gutes Stück westlicher von der Kurslinie gefahren sind, konnten wir mitdrehen, so dass wir immer noch bequem mit halben Wind segeln.
Heute Nacht waren die Batterien runter auf 30%, obwohl abends noch zwei Stunden der Motor gelaufen ist. Ich schau mal, ob in Neuseeland jemand die ja noch neuen Batterien wiederbeleben kann. Vielleicht habe ich ja Glück. Erst einmal habe ich dann nachts um 2.30 Uhr die Maschine angeworfen, die dann bis morgens um 8 gelaufen ist. Jetzt schafft die Sonne einigermaßen den Verbrauch der Steuerung und Navigation, der zwischen 8 und 10 A Verbrauch pendelt. Hoffentlich bleibt die Sonne und noch ein bisschen.

Posi
03.11.2017
9.00 Uhr
31° 51′ 041 S
174° 24′ 884 E
Kurs 178°

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Gestern war noch einigermaßen segeln mit Geschwindigkeit um die 5 Knoten. Abends dann wurde der Wind immer weniger. Gegen 19 Uhr habe ich dann beschlossen unter Motor zulaufen.
Heute Nacht dann zwei Schiffsbegnungen. Den ersten habe ich über Funk angerufen, weil er genau auf uns zukam. Ich habe ihm mitgeteilt, dass unser AIS einen Fehler hat und wir Richtung Süden unterwegs sind. Daraufhin hat er seinen Kurs leicht verändert uns ist etwa eineinhalb Meilen nördlich von uns durchgegangen.
Heute Morgen strahlend blauer Himmel und so gut wie kein Wind.
Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen. Morgen früh um 10.00 Uhr wollen wir einklarieren.

Posi
04.11.2017
8.30 Uhr
33° 58′ 046 S
174° 29′ 277 E
Kurs 160°

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Die letzten 180 Meilen laufen wir mit Segel und unter Motor. Weitere Schiffsbegegnungen und Funkkontakte wegen dem AIS begleiten mich in dieser letzten Nacht.
Wir sind kurz vor dem schon fast heimatlichen Cape Brett und damit wieder in mir bekannten Gewässern. Es geht die Küste hinunter Richtung Marsden Cove.
Morgens um halb vier Uhr wecke ich Thomas, der eigentlich Freiwache hat. Doch die Sicht ist mir durch den Regen einfach zu schlecht, um in das Fahrwasser Richtung Whangarei allein einzufahren. Vier Augen sehen mehr als zwei und ich möchte nicht noch auf den letzten Meilen eine Tonne falsch zuordnen oder zu nah an die Felsen und Sandbänke kommen.
Am Sonntagmorgen, den 5. November um 6.30 Uhr, liegen wir glücklich am Q-Dock, dem Quarantäne Steg, in Marsden Cove. Wir haben kaum neun Tage gebraucht und damit drei Tage weniger, als ich ursprünglich erwartet hatte.

Ich muss Thomas erst einmal ganz fest umarmen, weil ich so glücklich bin, dass mir schon fast die Tränen laufen.
So lange vorher hatte mir die Reise auf der Seele gelegen und nun habe ich es mit der Amiga und Dank Thomas geschafft. Für mich ist das einfach ein ganz besonderer Augenblick und ein großartiges Gefühl. Ich bin voller Dankbarkeit, dass alles so gut gelaufen ist.

Das Einklarieren verspätet sich etwas, doch läuft es völlig problemlos. Alte Bekannte sind wir schon. Und außerdem hatte mich Hermann bereits für heute angekündigt. Die Pacifico ist gestern Morgen, also am Samstag hier eingetroffen. Acht Tage für die Pacifico ist eine großartige Leistung. Wunderbar gemacht, lieber Hermann. Ich weiß, dass er gerne noch einen Tag früher angekommen wäre, um seinen Geburtstag mit einer großen Portion frischen Grünen Spargels zu feiern, den es nun auf See ja nun leider noch nicht gab. Wir holen es nach. Versprochen.

Als wir ablegen um nach Whangarei weiterzufahren, unserem Endziel, passiert mir noch ein kleines Malheur. Beim rückwärtsfahren verhakt sich das Gestänge der Davids hinter dem Q-Schild. Machtlos muss Thomas zusehen, wie das große Gelbe Schild abreißt, ins Wasser fällt und versinkt. Uuuuuppppssss.
Ich melde den Vorfall, doch am Sonntag will niemand wirklich etwas davon wissen. Als ich ein zweites Mal Meldung darüber mache, ernte ich Gelächter der anwesenden Marina Mitarbeiterinnen sowohl im Town Basin als auch in Marsden Cove. Es soll jemand geschickt werden, um das Schild wieder herauszufischen und neu zu befestigen. Also alles gut. Ich hoffe nur, dass nicht zu viele Neuankömmlinge vergebens den Q-Dock gesucht haben.

Ein Gedanke zu „Amiga – Die erste große Reise – vom 23.10. bis 5.11.2017

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