Tonga – in the Middle of Nowhere – vom 28.5. 31.5.2016

Unser Ziel ist die Insel Niuatoputapu im Norden von Tonga. Dort wollen wir ausklarieren nach Samoa. Auf die Insel und die Dörfer sind wir sehr gespannt. Nach unter Erfahrung mit Pangai, wo der Ort für einen ‚Port of Call‘ sehr trostlos war und man kaum etwas kaufen konnte, halten sich unser Erwartungen in Grenzen. Insbesondere nachdem uns eine Verkäuferin in Neiafu erzählt hat, dass Tongaer aus Vava’u, die in Niua gearbeitet

haben, sagen, es sei sehr günstig dort. Und zwar deshalb, weil man dort kein Geld ausgeben könnte. Es gibt dort einfach nichts, wo oder wofür man Geld ausgeben kann.

Wir verlassen Neiafu am Sonntagmorgen gegen 7.30 Uhr. Das sonnige Wetter ist Segelwetter vom Feinsten, Wind um die 15 Knoten aus Ost-Süd-Ost. Und abends wird der Wind plötzlich merklich wärmer und auch die Wassertemperatur steigt um 1° auf jetzt 29°. Wunderbar   Für die rund 170 Meilen benötigen wir bis wir vor Anker liegen genau 29 Stunden.
Am Sonntag hat unsre Angel mal wieder den ganzen den kleinen Tintenfischköder mit dem Doppelhaken erfolglos im Pacific hinter sich hergezogen. Montagmorgen versuchen wir unser Glück erneut. Niuatoputapu ist schon in Sicht, als wir die Hoffnung auf einen Fisch aufgegeben haben. Aber so ist es eben. Wenn man es man wenigsten erwartet, dann beißt doch noch ein Fisch an 
In diesem Fall ein über 6 Kilo schwerer Gelbflossen-Thun. Der erste seiner Sorte, den wir fangen. Eigentlich sind wir ja vom Thunfisch nicht so begeistert, weil er doch eher trocken im Fleisch ist. Aber er ist nun mal besser als gar kein Fisch und wir können ihn ja einkochen. Wir nehmen den Fisch aus, schneiden die Filets heraus. Den Rest von Kopf bis Schwanz hängen wir diesmal an die Reling. Wir haben gelesen, auf Fidschi freuen sich darüber die Einheimischen, die davon Suppe kochen. Ob das in Tonga auch so ist, danach haben wir bisher nicht gefragt.
Zwei Stunden später navigieren wir durch die enge, aber sehr gut markierte Einfahrt durch das Riff zum Niuatoputapu Harbour, also in die Lagune. Wir ankern und machen mit dem Heck am Pier fest. Neben PACIFICO schwimmt die erste Schildkröte, die wir in diesem Jahr sehen.
Noch während wir dabei sind festzumachen, kommt ein Auto auf den weit in die Lagune hinausreichenden Pier herangefahren. Ein Mann steigt aus und begrüßt uns. Etwas Smalltalk während wir noch dabei sind festzumachen. Er setzt sich wieder ins Auto. Einen Augenblick später steigt er wieder aus und kommt noch einmal zu uns herüber. Was fixiert er denn nur so? Wir folgen seiner Blickrichtung. Das Fischgerippe mit Kopf und Schwanz! Wir fragen, ob man hier auch daraus Suppe kocht. Er nickt. Wir erzählen, dass wir den Fisch vor etwa zwei Stunden gefangen haben und fragen ihn, ob er das Gerippe haben möchte. Kurz darauf marschiert er strahlend mit dem Gelbflossen-Thun-Rest zurück zu seinem Auto, grüßt noch einmal und fährt davon.
Während wir noch dabei sind auch innerlich anzukommen und schon einmal anfangen, ein Mittagessen aus dem Thunafilet zuzubereiten, fährt ein weiteres Auto auf den Pier. Ein Polizeiauto. Es steigen zwei Frauen und ein Mann aus. Radio Coco hat offenbar unsere Ankunft gemeldet 
Nach den üblichen Fragen möchte die Dame vom Customs das Papier, das wir beim ausklarieren in Neiafu erhalten haben. Wann wir denn wieder wegwollen? Wir möchten doch dann einen Tag vorher in ihr Büro kommen, im anderen Dorf gegenüber der Schule. Es sind etwa 3,5 Kilometer Fußweg. Irgendwie ist die Dame nicht wirklich freundlich, und so bieten wir ihr auch keinen Fisch als Geschenk an. Wenig später fahren die drei wieder davon.

Am Nachmittag sehen wir uns das Dorf an. Wie schon fast erwartet, gibt es kaum etwas zu sehen. Hühner, viele Schweine mit ihren kleinen Ferkeln, ein paar Pferde. Die Hütten sind offenbar Einheitsbauweise. In dem winzigen Ort zählen wir drei Kirchen und eine Schule. So etwas wie ein Geschäft sehen wir nicht. Hier und dort sitzen einige Frauen und bearbeiten lange grüne Blätter, die von einer Pflanze ähnlich einer Yucca Palme stammen. Die Blätter sind etwa einen Meter lang und ca. 7 cm breit. Mit einem Messer werden links und rechts die sägeblattartigen Ränder abgeschnitten und die Mitte herausgetrennt, wodurch das Blatt geteilt wird. Was für eine Arbeit.

Auf dem Pier sammelt sich am Nachmittag eine Gruppe ganz anderer Art von Neugierigen 
Ungefähr ein Dutzend Kinder des Dorfes sitzen hinter unserem Heck auf dem Pier. Wer schon etwas englisch kann, fragt uns aus. Es wird gealbert, gelacht und sie singen Lieder, die sie aus der Vorschule und Schule kennen. Das geht solange bis wir eine Schachtel Kekse öffnen und ihnen die hinüberreichen. Obwohl abgezählt, damit es keinen Streit gibt, gehen die Mädchen zum Teil leer aus oder geben den Jungs noch die Hälfte ihres Kekses ab. Es läuft aber alles mehr oder weniger friedlich ab 

Es ist eine ruhige und erholsame Nacht, die wir hier verbringen. Es ist unglaublich still im Vergleich zu den letzten Tagen in Neiafu, wo das deutsche Filmteam jeden Morgen bis um 4.00 Uhr in dem Hotel am Ufer gefeiert hat.
In den frühen Morgenstunden herrscht auf dem jetzt bei Ebbe trockenen Riff vor dem Dorfstrand schon reger Betrieb. Die Menschen tragen bündelweise, die von den Frauen im Dorf bearbeiteten Blätter auf das Riff, breiten sie dort aus und beschweren Sie mit Steinen. Jede Familie scheint ihren eigenen Bereich zu haben. Später erfahren wir, dass die Blätter eine Woche hier auf dem Riff bleiben, immer wieder von der Flut überspült und von der Sonne bei Ebbe gebleicht werden. Danach werden sie eingesammelt und die dann noch feuchten Blätter flächig noch einmal geteilt. Für diese Arbeiten sitzen die Frauen im Schatten, meist auf dem Boden. Außer Händen und den nackten Füßen ist ein Küchenmesser das einzige Hilfsmittel. Die nun sehr dünnen Blätter werden zum Trocknen aufgehängt. Aus trockenen bastgleichen Blättern werden dann Matten, Körbe und vieles mehr hergestellt.

Bevor es zu warm wird, machen wir uns zu Fuß auf ins nächste Dorf zum ausklarieren. Morgen soll es weiter gehen nach Samoa. Die Straße ist geteert und führt im Schatten des Dschungels an der Küste entlang. Der Wind bringt zudem angenehme Kühlung, so dass uns der Weg gar nicht lang wird. Ein sehr gepflegtes Haus mit einer großen Satelitenschüssel im Garten. Es scheint hier doch noch etwas Anderes zu geben, als die einfachen Hütten. Möglicherweise sogar Internet? Ein Mann ist sogar dabei das Haus zu streichen. Und es gibt eine richtige Gartenmauer um einen nett angelegten Garten. Schnell ist klar, wer hier wohnt. Der Kirchengeistliche. Denn die angrenzenden Häuser sind in den gleichen Farben gehalten, wie das Haus, und sind eindeutig Kirche. Nach unserer Erfahrung sind gutaussehende, gepflegte Gebäude in Tonga entweder Bank oder Kirche. Selten etwas Anderes. Schulen sind meistens den Kirchen angeschlossen oder, wie in Pangai extern unterstützt, und dadurch häufig auch entsprechend gut gepflegt und in Schuss. Allerdings gibt es wohl auch ärmere Glaubensrichtungen, bei denen regnet es sogar durch die Dächer der Vorschulen, wie beispielsweise in Neiafu.

Etwas weiter kommt uns der tongaische Straßenbau entgegen. Die gesamte Teerstraße, auf der wir unterwegs sind, wird ausgebessert. Aus einem Fass wird eine schwarze Flüssigkeit auf die nicht mehr intakte Stelle in der Straße gekippt, etwas Sand von LKW drauf, fertig. Nächstes Loch.

Wir erreichen die High-School des Distriktes. Gegenüber der Schule soll das Customsbüro sein. Gegenüber ist erst einmal gar nichts. Also fragen wir jemanden. Ja, den Feldweg zur Schule, da ist das Büro. Ok. Feldweg ist also auch Straße. Fünf Häuser sind ein Dorf. Und dann ist die Beschreibung ‚gegenüber der Schule‘ auch durchaus zutreffend. 
Es stehen dort insgesamt vier kleine Hütten mit der tongaischen Flagge davor. Eine davon ist das Polizeigebäude, eine Customs. In den Hütten gibt es jeweils nur einen Raum, selbstverständlich keine Sanitäreinrichtungen. Wir klarieren aus und schauen uns noch ein wenig um. Eine der Hütten ist eine Bank. Es ist eine richtige Bank, denn es gibt sogar einen Safe   Wir gehen hinein und fragen ob wir unser restliche Tongawährung in Samoa-Dollar tauschen können. Nein. Das ist nicht möglich. Sehr wohl aber US-Dollar oder Neuseeland-Dollar. Also tauschen wir und spenden das restliche Kleingeld der Schule.

Den Nachmittag verbringen wir auf einem kleinem Motu (Inselchen) in der Lagune. Am Abend feiern wir unseren Abschied von Tonga mit unserem letzten Stück Frischfleisch aus Neuseeland.

Tonga ist wirklich wunderschön. Die schönsten Südseeinseln, die wir bisher erlebt und gesehen haben. Die Menschen sind offen und freundlich. Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen. Und wer einmal Ferien auf einer einsamen Insel machen möchte – die überwiegende Zahl der kleinen Südseeinseln ist unbewohnt – findet hier bestimmt eine traumhafte Insel für sich ganz allein 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.