Pazifik- Bordtagebuch vom 03.05. bis 11.05.2019

Freitag, den 3.5.2019

Wir haben heute gegen 12.30 Uhr ausklariert und sind jetzt seit einen guten halben Stunde unterwegs.

Von Marsden Cove nach Vanuatu. Tanna ist unser erstes Ziel, um den Vulkan zu besuchen.

Mit an Bord ist eine völlig geschaffte Crew, Babs und Phil. Hermann meinte die letzten Tage: „auf der Amiga wird gearbeitet wie in einem Konzentrationslager“. Doch nun ist hoffentlich alles gut und ich habe das Gefühl, wir sind gut vorbereitet.

Die nächste Meldung kommt Morgen früh mit Posi.

Also, drückt uns die Daumen für eine gute Überfahrt. Noch ist die Pacifico in Sichtweite. Aber das wird sich wohl bald ändern.


Posi -Samstag, den 4.5.2019 – Uhrzeit NZ 9.00 Uhr – 34°37.749 S, 174°40.172 E – 952  nm to go Vanuatu, Anatom island – Kurs 358°

Bruce /Customs kam gestern statt um 9.30h erst um 12.00h. Missverständnis. Wir hatten die Nacht davor direkt am Eingang von Marsden Cove geankert und bei einem leckeren Abendessen mit Hermann und Abschied von Neuseeland begangen. Ich will nicht sagen gefeiert, weil ich bin doch ein bisschen traurig und der Abschied fällt mir diesmal schwer, weil ich weiß, dass ich am Ende der Saison nicht zurück komme.

Wir hatten so nun, unfreiwillig, Zeit unsere letzten Vorbereitungen zu treffen und auch die Decksluken noch mit neuem Dichtband zu versehen. Ein Punkt, der noch auf meiner to do Liste stand für die Abreise.Nun sind mit wunderschön sonnigem Wetter unterwegs. Etwas wenig Wind bis heute Morgen und wir konnten auf unserem Anfangskurs auch nicht so viel Ost machen, wie wir es uns gewünscht hätten.

Die erste Nacht war ruhig, ein paar Schiffe passierten uns in Sichtweite, die Pacifco ist noch in VHF Funknähe. Der Motor ist wegen dem wenigen Wind nun schon 13 Stunden unterstützend gelaufen. Ich hoffe, dass wird jetzt erst einmal nicht mehr nötig sein. Wir laufen jetzt am  Wind mit 5,5 Knoten, prognostizierte Ankunft in rund 8 Tagen.Ersten Besuch haben wir auch gerade an Bord. Kleine Singvögel/Schwalben auf ihrem Weg über das Meer ruhen sich auf dem Deck in der Sonne aus.

Meine Crew und ich sind wohlauf, vielleicht noch etwas müde vom ungewohnten Wach-Schlafrythmus. Aber das wird schon.

Posi – Sonntag, den 5.5.2019 – Uhrzeit NZ 9.00 Uhr – 32°39.725S, 173°54.795E – 780  nm to go Vanuatu, Anatom Island  (Kurskorrektur  ca. -50 nm) – Kurs 343°

Wir haben wunderschönes Segelwetter. Gestern zunächst noch etwas Schwachwindsituation, in der Nacht dann zwischen  16 und 20 Knoten, in der Soitze habe ich auch 23 Knoten gesehen. Ich freue mich über die neuen Segel. Das durchgelattete Großsegel steht wie eine eins und auch die Genua, nachts hat wir etwas gerefft, steht super und schlackert nicht so, wie das alte.

Wir sind mit 5 – 6 Knoten Fahrt unterwegs und ich bin ganz zufrieden und außerdem glücklich wieder unterwegs zu sein. Babs hatte in der ersten Nacht Schwierigkeiten, weil sie auch unter starken Kopfschmerzen gelitten hat, doch inzwischen geht es ihr wohl richtig gut. Gut auch für mich, da Phil seit gestern seekrank ist und damit unser Koch erst einmal ausfällt ;-(

Die Solarpanele laden im Moment noch nicht so richtig. Ich hoffe, dass wird gegen Mittag besser. Habe erst einmal den Kühlschrank wieder ausgestellt, was im Moment wegen Inhalt und Temperaturen aber ziemlich unkritisch ist. Der Autopilot braucht einiges an Strom und ist im Moment wichtiger. Im Zweifel lass ich abends den Motor noch einmal eine halbe Stunde mitlaufen.

Soweit also alles gut. Keine Wale oder Delphine in Sicht, aber vielleicht kommt das ja noch 🙂


Posi – Montag, den 6.5.2019 – Uhrzeit NZ 9.00 Uhr – 30°29.429 S, 173°17.326 E – 650  nm to go Vanuatu, Anatom Islands – Kurs 343°


Heute Morgen alles grau in grau, Regenschauer, Wind konstant zwischen 15 und 21 Knoten.

Die Solarpanele laden nicht genug. Ich musste deshalb gestern Abend den Motor starten. Die Lichtmaschine hat aber nicht geladen. Es war eins der Kabel hatte sich gelöst und war aus dem Kabelschuh herausgerutscht. Einen neuen Kabelschuh drauf machen dauerte fünf Minuten und nach einer halben Stunde hatten wir genügend Strom für die Nacht. Heute morgen das gleiche Spiel. Das Kabel war wieder raus. Ist das unfachmännisch zu kurz, um die Belastung von dem ganzen Batteriekabelbaum, der auch daran hängt, bei den Bootsbewegungen zu halten? Ich habe jetzt ein Stück Kabel dazwischen gesetzt,  in der Hoffnung, dass wir so nach Vanuatu kommen.

Die einzige, die im Moment wirklich gut gelaunt ist, ist Babs. Phil scheint sich langsam zu fangen, während es mir eher schlechter geht, wegen der Zwangsdiät: keine geregelten Mahlzeiten. Nur Äpfel und Bananen.

Die Wellen werden immer höher, wobei der Wind nicht wirklich zunimmt, aber sehr böig ist. Vorsichtshalber habe ich nun doch eben noch das Grossegel gerefft. Ging erstaunlich gut und einfach aus dem Cockpit heraus dem dem 2-Leinen-Reffsystem. Also besser, als mit dem alten Grosssegel ohne Lazy-Bag. Wir werden jetzt mehr mit der Genua variieren.


Posi – Dienstag, den 7.5.2019 – Uhrzeit NZ 9.00 Uhr – 28°16.471 S, 172°12.083 E – Kurs 333° – 500 nm to Go 

Danke euch allen für eure Mails. Sie sind alle angekommen, auch wenn ich sie im einzelnen erst später beantworte.

Wir haben fast durchweg über 20 Knoten Wind. Bei 26 Knoten haben Babs und ich dann letzte Nacht das Grosssegel wieder eingerefft. Gut das wir das tagsüber schon einmal geübt hatten. Der Wind ist eher Ost-Nord-Ost. Wenn das so weiter geht, machen wir wohl noch einen Abstecher nach Neukaledonien 😉

Trotzdem, wie auch Hermann schon schreibt, ist das Meer für die Windstärke erstaunlich unruhig. Wir bekommen jede Menge Wasser über. Das Deck ist inzwischen, inclusive Cockpit, blitzblank. Die neuen Fenster im Rumpf stehen gerade unter massivem Belastungstest. Alle anderen Luken sind fast dicht, bis auf ein paar Tropfen. 

Babs hat uns gerade Frühstück gemacht. Sie ist die einzige, die die Kombüse aufrecht erhält. Vielen, vielen Dank dafür.

Wir rechnen derzeit mit einer Ankunft am Samstag, um dann auch gleich Phils Geburtstag zu feiern. Hermann wird wohl einen Tag früher ankommen und hat dann hoffentlich den „Ankerplatz für uns schon gefegt“ 😉


Posi – Mittwoch, den 8.5.2019 – Uhrzeit NZ 10.00 Uhr – 26°16.849 S, 171° 39.089 E – Kurs 343° – 380 nm to Go 
Weder der Wetterbericht von Henning, noch der Grip, den ich selbst geholt hatte, passten mit dem Wetter, dass wir hier gestern hatten überein. In der Spitze habe ich sogar einmal 30 Knoten Wind gesehen. Keine Ahnung, wo wir das wohl hergeholt haben.

Abends um 10 Uhr wollten wir bei dauerhaften 26 -26 Knoten Wind noch  einmal die Genua reffen. Keine Chance. Irgend etwas ist ja immer. Diesmal war die Führungsrolle von der Genua Reffleine an der Relingsstrebe hochgerutscht, was wir im Dunkeln zunächst nicht gesehen haben. Durch den nun falschen Winkel hat sich die Reffleine auf der Winsch übereinander gewickelt und stand so massiv  unter Druck , dass es weder vor noch zurück ging.  Zu dritt haben wir es dann letztendlich wieder hinbekommen. Die Führungsrolle habe ich aber erst heute Morgen bei Tageslicht provisorisch wieder an ihren gewohnten Platz zurück befördert. Bis dahin war ausreffen aus Sicherheitsvründen nicht mehr möglich und wir waren ab heute Nacht um 3 Uhr ziemlich langsam.

Heute haben wir Sonnenschein und angesagten Wind von 12 bis 18 Knoten. Entspanntes, gemütliches segeln nach der Rauschefahrt von gestern. Phil scheint langsam Seebeine zu bekommen. Babs ist unverändert gut gelaunt und ich kriege meinen übersäuerten Magen (mangels  Mahlzeiten) auch langsam wieder in den Griff. Soweit alles gut. Wir hoffen immer noch Samstag anzukommen. Zur Not im Dunkeln – ich hoffe dann, Hermann wird uns über Funk einweisen.


Posi – Donnerstag, den 9.5.2019 – Uhrzeit NZ 10.00 Uhr – 24°24.983 S, 171° 4.412 E – Kurs 343° – 260 nm to Go 
Gestern war Ruhetag. Wind um die 12-18 Knoten, Sonnenschein, segeln vom Feinsten. Geduscht, gemeinsam gefrühstückt, gemeinsam mittags Suppe gekocht. Gemeinsam heißt, meine beiden Mitstreiter haben mir alles ins Cockpit gebracht, ich habe geschnibbelt und alles in den Topf getan, Babs hat ihn dann aufs Feuer gebracht und eine halbe Stunde später gab lecker Essen. Ihr seht, unser kleines Team hat sich mittlerweile gut zusammen gefunden und es läuft bestens. Fast. Als ich nachdem Frühstück noch einen frischen Tee trinken wollte, hätte ich den samt Frühstück fast wieder ausgespuckt. Schon mal richtig heißen Tee mit leckerem Honig, aber total versalzen getrunken????!!!! Mein erster Gedanke war „haben wir jetzt Salzwasser im Wassertank?“ und der zweite „habe ich vielleicht Phil verärgert und bekomme nun salzigen Tee dafür?“

Wir haben abends noch gerätselt, wie das passieren konnte und werden dieses Rätsel aber, über ein paar Vermutungen hinaus, wohl nie wirklich lösen.

Man kann schon fast die Uhr danach stellen: zwischen abends 21 und 22 Uhr müssen wir einreffen, weil der Wind dann kontinuierlich deutlich über 20 Knoten liegt. Als ich letzte Nacht um 1 Uhr meine Wache übernommen hatte, war es dann wieder ruhiger. Also wieder ausreffen. Der leichte Wind zwischen 12 und 16 Knoten bedeutete angenehmes Segeln. Sternenklarer Himmel, der Mond nur eine schmale Sichel. Die Amiga gleitet sanft dahin. Babs und Phil schlafen. Ab und zu sehe ich eine Sternschnuppe, einen Kometen der strahlend hell eine kleine Strecke über das Firmament schießt, um kurz darauf zu erlöschen. Feuerwerk am Himmel. Doch das Meer kann durchaus mithalten. Millionen von kleinen Lichtern, aufgewirbelt im Fahrwasser der Amiga, leuchten wie Sterne im Meer. Und auch die Temperaturen sind nicht mehr so eisig frisch. Es wird wärmer. Morgen werden die Tropen erreichen.


Henning: ich kann der Empfehlung höher ran zu gehen insofern nicht folgen, weil ich dann auf ein paar Unterwasserberge zulaufen würde. Wir müssen also Kurs halten, um diese etwas westlicher passieren zu können. Da der Nordwind erst für Samstag angesagt ist, hoffe ich, wir schaffen es so. Wenn es so weiter läuft, wie gerade jetzt, könnten wir Samstag morgen, 9 Uhr NZ Zeit, unser Ziel erreichen. Rechtzeitig zum Tee bei Hermann 😉

Posi – Freitag, den 10.5.2019 – Uhrzeit NZ 10.00 Uhr – 22°9.496 S, 170° 23.075 E – Kurs 343° -120 nm to Go 
Wir haben insgesamt echt Glück mit dem Wind. Von den Regenböen bis 34 Knoten (wie Hermann schreibt) sind wir bisher verschont geblieben. Der Wind wehte nur etwa eine halbe Stunde mit 28 Knoten in der letzten Nacht. Und in der Situation hatte ich vorher irgendwie „ahnimus“ und hatte gleich am Anfang eingerefft. Kurze Zeit später war es wieder ruhig.

Gestern hatten wir auch den ganzen Tag frischen Wind so zwischen 15 und 22 Knoten. Sind bei sonnigen warmen Wetter gut voran gekommen, wie man sieht. Für gute Stimmung an Bord hat Phil bereits am frühen Morgen mit einem leckeren Frühstück gesorgt.

Um 9.00 Uhr morgens habe ich meine Wache übernommen und Phil ist in der Kombüse verschwunden. Irgendwann kam er wieder an Deck, setzte sich, weil ihm warm geworden war, hinten auf die Deckskiste am Besan zum Auslüften. „Isch ‚abe alles weggelöscht, was weg mus “ sagt er dann mit seinem französischen Akzent. ‚Hmmmmh. Was er damit wohl meint?‘ Ich beschließe nur zu nicken und das nicht weiter zu hinterfragen. Schließlich wollte ich mich während der Überfahrt ja aus der Kombüse heraushalten. Für Mittagessen kann die Aktion wohl nicht gewesen sein? Das wäre doch etwas früh am Vormittag? Oder gibt es nachher etwas Kaltes zum Essen? Gibt es überhaupt etwas zum Mittag? Na, ich halte ausnahmsweise den Mund und warte ab.

Gegen 11.30 Uhr dringt dann ein herrlicher Geruch aus der Kombüse zu mir hoch. Mir fängt glatt der Magen an zu knurren. „Mittagessen ist um 12.30Uhr fertig, wenn Sie möchten“ sagt Phil, als er er die nächste Runde auf der Kiste zum Auslüften sitzt. Unten scheint es doch ziemlich warm zu sein. Mein Magen macht schon kleine Freudensprünge, als Phil wieder nach unten geht. Gleich gibt es offenbar irgend etwas leckeres aus dem Ofen. Ich bin gespannt.

Lautes Gefluche dringt einen Augenblick später zu mir hoch. Meine Sorge, der lecker duftende Auflauf könnte direkt auf dem Boden gelandet und nicht mehr zu retten sein, erweist sich aber „Gott sei Dank“ als unbegründet. Statt des erwarteten Essens reicht mir Babs eine Fußmatte, gut bedeckt mit Kaffeepulver, zum Ausschütteln nach oben. Daher also der Lärm. Sie hatte den Schrank natürlich gerade dann aufgemacht, als sich die Amiga in den Wellen voll auf die Seite gelegt hat und ihr kam das Kaffeeglas samt bereits geöffneten Deckel entgegen. Schöne Bescherung. Dafür ist der Broccoli-Reis-Auflauf, den Phil uns serviert, richtig lecker. Allerdings darf Babs sich von Phil einige spitze Bemerkungen zur Kaffee-Geschichte anhören. Ich kann mein Schmunzeln darüber nicht einmal jetzt beim Schreiben unterdrücken. Und das Thema ist für Phil noch lange nicht durch, stelle ich dann nachmittags fest. Als er meint, das Kaffeeglas dreht sich von der Vibration der Amiga allein auf, kann ich mich vor lachen kaum noch halten. Na, wenn es ihm hilft …. Ich fahre genau diese Kaffeeglas ja schon einige Zeit, also mindestens seit Neukaledonien, spazieren. Bisher war es immer geschlossen 😉


Bevor ich heute die Posi schicke, habe ich schon einmal die Post abgerufen. Es gab hier richtige Begeisterungsausrufe als ich von Hermanns Fang (8 kg MahiMahi) berichtet habe, und dass es den Morgen als Geburtstagsessen geben soll. Ich hatte die Hoffnung darauf hier an Bord ja schon vorher geschürt, weil ich mir ja denken konnte, dass Hermann die Angel heraus hängt und natürlich auch was fangen wird. Die Amiga-Angel hängt noch im Salon und Phil ist noch von der letzten Wache zu müde, um mit Hermann in Konkurrenz zu treten und einen Wahoo zu fangen.
Wenn alles gut läuft sind wir Morgen früh gegen 6 Uhr kurz vor Zielerreichung. Ich habe schon meine Nachtwache von 1-5 Uhr mit Phil getauscht und übernehme dann seine Wache ab 5 Uhr. 
Die nächste Nachricht wird dann hoffentlich schon von unserer Ankunft berichten.

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