Landurlaub Neuseeland – von Jerusalem bis London – vom 31.1. bis 2.2.2016

Die Neuseeländer sind anders, Neuseeland ist anders, denken wir.
Den Gedanken hatten wir schon auf dem Rückflug hierher, als uns die Sicherheitshinweise beim Start der Maschine der Newzealand Airline vorgeführt wurden. Jeder der geflogen ist, kennt dieses Prozedere. Da wird gezeigt, wie der Sicherheitsgurt funktioniert, wo und wie die

Schwimmweste zu verwenden ist usw. Dieser Film zeigte junge Leute am Strand bei diversen Aktivitäten und ganz nebenbei wurden einem auf anschauliche Art und Weise die eher „trockenen“ Unterweisungen für den Notfall gezeigt. Es geht eben auch anders 
Und die Neuseeländer sind geduldig und hilfsbereit. Bisher hat sich niemand daran gestört, dass unser Englisch nicht gerade perfekt ist. Jeder hat, soweit es ihm möglich war, versucht uns zu helfen oder uns zumindest gesagt, wo wir eventuell entsprechende Hilfe bekommen könnten bzw. das finden könnten, was wir suchen. Als wir am Anfang unserer Fahrt Probleme mit dem Keilriemen unseres ‚Black Sheep‘ haben, wird für uns mit dem Autovermieter telefoniert, um die Reparatur abzuklären, die dann direkt innerhalb der nächsten Stunde erfolgt. Um die Rechnung brauchten wir uns auch nicht kümmern. Die hat die Werkstatt in Whangarei direkt mit dem Autovermieter in Auckland abgerechnet.
Sind wir aus Europa für längere Fahrten die Benutzung von Autobahnen gewohnt, finden wir diese hier nur im Umfeld von Auckland und Wellington. Es geht dadurch sicherlich etwas gemächlicher. Doch gibt es auf den Landstraßen sehr häufig mal für die linke, mal für die rechte Spur, eine zusätzliche Spur zum Überholen. Deshalb kommt man trotz Landstraße gut voran. Andererseits gibt es auch viele Straßen, die Schotterpiste sind, also nicht geteert. Einige davon dürfen wir laut Autovermieter auch nicht befahren. Die sind dann wohl so schlecht, dass es dem Auto nicht gut tun würde   Aber diese Straßen müssen wir ja auch nicht unbedingt fahren und wir haben ja schließlich hier nicht ein Allradfahrzeug gemietet, wie wir es beispielsweise auf den Marquesas getan hatten. Dort ging es ja auch nicht ohne Allrad!
Die Landschaft in Neuseeland ist sehr abwechslungsreich. Grüne Wälder, Berge und Vulkane, bunte Gärten, Mondlandschaften im Vulkangebiet, Strände, Klippen, wunderschöne Flussläufe und Flusstäler, die Nationalparks und die Landwirtschaft. Städte mit modernen Hochhäusern und ländliche Dörfer und Städtchen, die sich schon manchmal ganz verträumt und sehr weitläufig in die Landschaft einfügen. Wüsteneien, wo weitflächig Bäume abgeholzt wurden und riesige Flächen, wo Bäume wieder in Reih und Glied neu angepflanzt wurden, nur um nach rund 15 Jahren Wachstum wieder abgeholzt zu werden. Eine Holzwirtschaft, wie wir sie in diesem Umfang aus Europa nicht kennen.
Es gibt viele Orte, an denen wir eigentlich erwarten, wie für beispielsweise Parkplätze oder Besuche sehenswerter Orte, eine Gebühr oder Eintritt zu bezahlen. Doch ist hier vieles kostenlos. Man kann also durchaus vieles sehen oder erleben, ohne das es die Reisekasse belastet, obwohl es insgesamt doch ein teures Vergnügen ist, auf diese Art und Weise durchs Land zu reisen.
Auch ist es erstaunlich sauber. Es liegt wenig Müll herum. Allerdings verursacht die Vieh- und Landwirtschaft so ihre eigenen nicht ungewichtigen Umweltprobleme, wie wir unterwegs zu hören bekommen. Also sollte man in den Flüssen oder Seen nicht im unbedingt baden gehen, wenn Landwirtschaft in der Nähe ist.

Nach einem erfrischenden Bad fahren wir einkaufen und anschließend verlassen Taupo, fahren am See entlang Richtung Süden. Unser erstes Ziel für diesen Tag ist das südliche Ende des Sees. Hier wollen wir heiße Thermal-Quellen besichtigen. Sie liegen in einem kleinen nett angelegten Park. Wir wandern auf vorgegebener Strecke von blubbernden Erdlöchern, über denen heiße Dämpfe aufsteigen, zu kochenden kleinen Seen. Teilweise ist das Wasser so klar, dass wir in die Tiefe schauen können, wo die ersten Bläschen zwischen felsigen Erdspalten aufsteigen. Mit dem Finger testen wir vorsichtig die Temperatur des Wassers. Als Badetemperatur eindeutig zu warm.

In der Nähe soll es laut unserem Führer weitere heiße Quellen geben. Erst ist der Weg dorthin schwer zu finden und dann steht dort ein Schild an der Straße, dass dieser Weg privat ist. Na ja. Macht nichts. Wir überlegen uns stattdessen durch den Tongarironationalpark zu fahren. Im Nationalpark ist auch ein Campingplatz ausgewiesen, auf dem wir dann auch übernachten wollen. Wir hoffen natürlich auch, dass der nicht so voll ist, wie die letzten Campingplätze. Wir sind eben etwas Patagonien geschädigt und mögen die Einsamkeit.
Die Strecke durch den Nationalpark ist wunderschön und den Campingplatz finden wir auf Anhieb. Hier erleben wir das erste Mal, dass die Neuseeländer ziemlich, sagen wir mal, ungastlich sein können. Im Tongarironationalpark Holiday Park, südlich von Turangi, stehen überall Gebots- und Verbotsschilder. Zum Beispiel darf man nicht, wenn man ausgecheckt hat, noch einmal die Toilette benutzen. Und weitere solche für uns merkwürdigen Geschichten. Schon die Begrüßung war im Gegensatz zu den anderen Plätzen sehr frostig. Dass die Ausstattung der Facilities etwas knapp ist, darüber hätten wir ja noch hinweggesehen. Aber irgendwie kann man sich auf diesem Platz nicht als willkommener Gast fühlen. Später hören wir, dass ein Hiker nicht einmal seine Wasserflasche aus der Leitung auffüllen durfte, ohne teuer dafür zu bezahlen. Der Platz war für uns schon eine ungewöhnliche Erfahrung.

Leider ist am nächsten Tag der Himmel wieder wolkig, sonst hätten wir uns wohl zu einem Rundflug über die Vulkane des Nationalparks hinreißen lassen. Vielleicht ein anderes Mal, wenn der Himmel wolkenlos und die Sicht gut ist.

Also weiter nach Südwesten zum nächsten Nationalpark. In der Kleinstadt Raetihi kaufen wir an dem einzigen Supermarkt vor Ort ein für diesen Tag. Die Preise dort liegen deutlich über dem, was wir sonst bezahlen. Wahrscheinlich kann das Geschäft ansonsten hier nicht überleben. Viele Häuser, an denen wir vorbei fahren stehen leer, Geschäfte sind geschlossen und suchen einen neuen Mieter oder Käufer. Es wirkt schon fast etwas trostlos. Überhaupt wirkt die Westseite Neuseeland, die zur rauen Tasmansee liegt, weniger belebt, als der Osten des Landes am Pacific.
Wir wollen in den Whanganui Nationalpark. Von Pipiriki aus soll man mit dem Boot zur Bridge to Nowhere fahren können, einer Brücke mitten in der Wildnis, die aus dem nichts kommt und ins nichts führt. Aber als wir in Pipiriki ankommen, hat der Bootsverleih geschlossen. Wir fahren auf den dortigen Campingplatz, der auch geschlossen wirkt. Doch als man uns sieht, wird aufgeschlossen. Wir bekommen einen Kaffee an der Selbstbedienungsmaschine. Als wir nach der Brücke und den Möglichkeiten dorthin zu kommen fragen, heißt es, dass zurzeit nur einmal am Tag die Fahrt dorthin startet. Es ist zu wenig los, deshalb geht das Boot nur morgens um 10.00 Uhr. Wir sind also zu spät und wollen auch nicht bis zum nächsten Tag bleiben.
Nachdem wir uns für die freundlichen Informationen bedankt haben machen wir uns wieder auf den Weg.
Der eigentliche Plan ist, im Nationalpark zu bleiben und auf der Straße entlang dem Whanganui River nach Süden zu fahren. Laut Plan gibt es einen Campingplatz direkt im Nationalpark auf dem wir übernachten wollen. Was uns etwas Sorge bereitet ist, ob unser Benzin wohl für die ganze Strecke reicht. Denn wie wir eben erfahren haben, sind es bis zur nächsten Tankstelle 79 km. Alternativ müssten wir die 28 km zurück nach Raetihi. Dazu haben wir ja nun gar keine Lust. Also gehen wir das Risiko ein, irgendwo liegen zu bleiben und fahren Richtung Süden. Vielleicht reicht das Benzin ja denn doch gerade mal so.
Die Strecke Richtung Süden am Fluss entlang ist traumhaft schön. Immer wieder haben wir aus der Höhe wunderbare Ausblicke auf den sich zwischen den Bergen dahin schlängelnden Whanganui. Dicht bewaldet und dann wieder in der Sonne liegende Wiesen – die Straße führt uns zu kleinen Orten wie Jerusalem, Bethlehem und wenig später erreichen wir schon London.
Selten haben wir an einer Strecke so viele Bienenstöcke gesehen wie hier. Dennoch, ein Schild auf dem steht ‚Honey‘, sehen wir nicht. So aufmerksam wir uns auf umschauen. Dabei würden wir gerne für die nächste Segelsaison eine größere Menge erwerben.
Den Campingplatz scheint es nicht mehr zu geben. Zumindest finden wir ihn nicht. Eine Tankstelle gibt es natürlich auch nicht. Was uns ja vorher auch schon gesagt worden war.
Mittlerweile geht die Tankleuchte mit dem auf und ab der Berge ebenfalls an und aus. Und es sind noch rund 30 km bis Wanganui. Nur nicht nervös werden.
Wir fahren aus dem Nationalpark heraus und nähern uns Wanganui. Eine Tankstelle ist immer noch nicht zu sehen. Die muss jetzt aber doch irgendwann kommen. Ob wir erst in die Stadt hineinfahren müssen? Und jepp!!! Da ist eine. Und es hat gereicht.
Beim nächsten Nationalpark werden wir auf jeden Fall vorher tanken.

Wir sehen uns an diesem Tag noch Wanganui an. Eine sehr nette Kleinstadt mit, für Neuseeland, großem historischen Hintergrund. Wir lernen auch hier die Parkuhr zu füttern, die ganz anders funktioniert als in Deutschland. Ohne fremde Hilfe sind wir allerdings nicht darauf gekommen, dass man die Nummer am Rinnstein, also vor unserem parkenden ‚Black Sheep‘ in die Parkuhr eintippen muss, dann das Geld einwerfen. Eine Quittung bekommt man hier nicht. Die Kontrolleure lesen nur an der Parkuhr ab, ob man bezahlt und nicht überzogen hat. Eigentlich ganz ‚easy‘.

Für die Nacht fahren wir auf einen netten Beach Campingplatz in Kai Iwi, der kaum besucht ist, einfach ausgestattet, aber sehr nett.

 

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