Es ist Fiji Time.
Für mich langsam eine ziemliche Geduldsprobe.
Ich hatte erwartet, dass die Altaïr und zukünftige Amiga nach einer Woche bereit ist, ist Wasser zu gehen, bereit für den Probeschlag raus. In erster Linie weniger, um zu sehen, ob sie segelt. Denn das wird sie tun. Nein, ich möchte wissen, ob der Perkins-Motor anstandslos anspringt, nachdem er zwei Jahre an Land gestanden hat. Schließlich ist er das Herzstück des Bootes. Der Kühlschrank hat ein Wasserkühlsystem und kann auch nur funktionieren, wenn die Lady schwimmt. Und so einiges mehr, kann ich nur im Wasser erleben.
Doch Pierre braucht für die Vorbereitungen so seine Zeit. Anfang der Woche wurden zwei Fenster neu eingebaut, weil sie undicht waren. Neue Starter-Batterien, die eigentlich schon am Dienstag kommen sollten, kommen jetzt erst am Samstag.
Vom Vorschiff hat das Dingi seinen Weg jetzt an Land gefunden und liegt im Gras neben der Altaïr. Es hat Platz gemacht für die Segel, die jetzt angeschlagen werden sollen.
Als wir im Laufe der Woche erst einmal den Landstrom angeschlossen haben, war das Ergebnis erfreulich. Alle angeschlossenen Systeme starteten problemlos.
In der Zwischenzeit bin ich dabei Angebote einzuholen. Zunächst für die Stahlreling, die dann auch die Solarpaneele tragen soll. Die Paneele sind schon an Bord der Pacifico. Der Preis, der für die Stahlreling heraus kam, hat mich fast auf den Rücken geworfen. Es gibt jetzt hierfür einen Plan B, der ein Fünftel kostet, dafür jedoch wahrscheinlich eine Menge Schweiß.
Heute geht es um Angebote für die Änderung des Großfalls. Im Moment ist es ein Stahlseil, dass auf eine entsprechende Goiot Winsch aufrollt. Mir ziemlich unsympathisch, da ich ja nur normale Schoten und Fallen kenne. Auch möchte dass umrüsten und dann auch gleich ins Cockpit umlenken lassen. Die Reffeleinen ebenfalls. So soll die Lady etwas mehr ladylike einhandtauglich für mich werden und ich muss, wenn ich alleine unterwegs bin, nicht unbedingt an den Mast.
Der alte Dodger der Altaïr ist letztes Jahr durch den Cyclon Winston zerstört worden. Nun gibt es über dem Einstieg nur eine breite, wenn auch neue, Holzkante. So muss jetzt erst einmal ein Angebot für eine neue Windschutzscheibe her. Und ich bin schon sehr gespannt, was die kosten soll. Wahrscheinlich werde ich dann, geschockt durch den Preis, tatsächlich auf dem Rücken liegen.
In Laboe betreibt eine Werft eine Marina. Wenn man dort einen Liegeplatz möchte, darf man Arbeiten nur von der Werft dort ausführen lassen. So ähnlich zumindest.
Hier sind es drei YachtService-Firmen, die man beauftragen kann. Und die sollen in heftiger Konkurenz zueinander stehen. Gerade wenn es um Technik und spezielle Problemlösungen geht und man gute Arbeit erhalten möchte, kann man sich eigentlich nur an eine der drei Firmen wenden. Bei den anderen kann man unter Umständen das Pech haben, auch noch das Werkzeug zur Verfügung stellen zu müssen.
Ich bekomme hier seit Tagen von Pierre Erfahrungsberichte zu hören, was dies betrifft. Mir rauscht mittlerweile schon der Kopf.
Jetzt muss ich erst einmal klären, was speziell und wichtig ist, was ich am Boot gemacht haben möchte, das dann in Auftrag geben und machen lassen. Denn diese eine spezielle Firma mit der guten Fachkompetenz kommt nicht wieder, wenn ich erst einmal eine der anderen zwar günstigeren, aber eben nicht so fachkompetenten Firmen beschäftigt habe. Und dann stehe unter Umständen mit einem Problem da, dass ich nicht lösen kann. Ist schon schräg.
Wenigstens ist der Rigger außen vor. Der gehört nicht zu diesen drei Yachtservice-Firmen. Und einen Elektriker soll es auch extra geben.
Nun sollen bis Dienstag die Segel angeschlagen sein und es dann endlich ins Wasser gehen. Hoffen wir mal. Es werden dann schon fast zwei Wochen sein, die ich dann hier bin. Doch es ist auch keine Zeit, die vertan ist. Auch wenn alles sehr langsam geht.
Die Amiga braucht natürlich auch einen neuen Antifouling Anstrich. Und im Moment ist sie noch Militär-grau gestrichen und ich möchte sie in weiß. Die Malerarbeiten kann ich in Auftrag geben oder eben selbst machen. Wahrscheinlich werde ich mich, bei der ganzen Fiji Time hier, entschließen, es selbst zu machen. Vielleicht wird es nicht ganz so gut, wie bei den Profis hier, doch ich werde wahrscheinlich die anzeigt dafür haben und habe dann Geld für Dinge, die ich nicht selbst tun kann. Ich habe jetzt ja schließlich ein Fass geöffnet, dessen Boden ich nicht sehen kann, um es mal so ausdrücken.
Während ich hier auf den Seatrial warte,und wie nebenbei eintausend kleine Details über die Amiga in vielen, vielen Gesprächen mit Pierre erfahre, warten die Boote in Neuseeland auf ein gutes Wetterfenster. Die Cyclon Season hat dieses Jahr beschlossen noch einmal nachzulegen. Über Vanuatu hat sich gerade ein Cyclon der Kategorie 3 gebildet, der voraussichtlich südlich wanderten wird. Jeder verfolgt gespannt die Wetterberichte im Moment. Es gibt mindestens drei unterschiedliche Berechnungen und Vorhersagen. Auf jeden Fall ist es besser, zunächst einmal abzuwarten und sich noch nicht auf den Weg zu machen. Gerade vor Ostern hat ein deutsches Boot, dass nicht gewartet hat, wie sich der Cyclon Cook entwickeln würde, deshalb zwischen Neuseeland und Neukaledonien eine Eskimo-Rolle gemacht. Gott sei dank, ohne größere Blessuren für die Segler, die dann ohne Mast in Neukaledonien angekommen sind. Das hätte auch anders ausgehen können.
Wie dem auch sei, in Whangarei hat am 3. Mai eine Farewell Party in der Marina stattgefunden und es sind bestimmt an die hundert Boote, die jetzt auf ihren Absprung in die Tropen warten. Natürlich auch die Pacifico.