Die Altaïr soll mein neues zu Hause werden. Vorausgesetzt, ich werde mit dem Eigner einig.
Am Freitag wollte ich ein erstes Angebot beim Broker abgeben. Doch das ist alles nicht so einfach, wenn der Broker neu im Job ist und sich nicht so auskennt. Er möchte abwarten bis am Montag sein Chef im Hause ist und ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.
Also gut, dann komme ich Montag wieder und sende ihm vorher eine Liste der Bootsausrüstung, die ich aus beiden Inseraten bei den unterschiedlichen Brokern für die Altaïr zusammengeschrieben habe. Es ist etwas verwunderlich, wie unterschiedlich so einige Angaben sind, zum Beispiel bezüglicher Breite des Bootes oder der Größe der Wassertanks und anderem.
Das Wetter ist regnerisch. Und bleibt es zunächst auch. Am Sonntag erreicht es seinen den Tiefpunkt, als über die Bay of Island Windböen von bis zu 70 Knoten Geschwindigkeit hinwegfegen. Da bewegt sich sogar weiter südlich Pacifico am Steg im geschützten Town Bassin in Whangarei. So hat es dann doch auch sein Gutes, dass wir wegen Broker und Angebot noch nicht Richtung Tauranga auslaufen konnten.
Es gibt immer noch ein paar Kleinigkeiten an Bord zu tun, doch langsam aber sicher bekommen wir einen Marina-Koller. Und nach der Angebotsabgabe am Montag soll es endlich wieder losgehen. Wir erledigen die restlichen Einkäufe, wie Obst, Gemüse und Frischfleisch, noch mal schnell eine Maschine voll Wäsche waschen und trocknen, die Marina bezahlen, alles segelfertig machen und los. Nein, doch nicht nicht. Ich muss noch mal zum Broker, weil er vergessen hat, sich von mir eine Unterschrift für das Angebot geben zu lassen.
Doch dann geht es endlich am frühen Nachmittag mit dem Ebbstrom den Fluss hinunter bis zur Urquardsbay, unserem ersten Zwischenstopp. Als ich unterwegs in die Wanten schaue, sehe ich, Pacifico hat in der langen Marinazeit Spinnweben angesetzt. Na so etwas!!!
In Tauranga ist Hermann mit einem Freund verabredet zum gemeinsamen Segeln. Wir rechnen so zwei bis drei Tage bis dorthin, wollen es ganz gemütlich über Great Barrier angehen. Als wir noch ein letztes Mal den Wetterbericht ansehen, ist uns klar, dass das nicht funktionieren wird, denn der Wind soll am Mittwoch auf Südost drehen. Wenn wir um die Halbinsel Coromandel, südlich von Great Barier herum sind, hätten wir nur noch kräftigen Gegenwind. Das ist uns nun doch zu mühsam. Dann eben in die andere Richtung in die Bay of Islands. Die Verabredung in Tauranga wird verschoben bis Wind und Wetter für diese Tour günstiger sind.
Wir segeln bei strahlendem Sonnenschein, der nach den vielen Regentagen richtig gut tut, und leichten bis guten Westwinden bis zu unserer nöchsten Etappe, Whangaruru Habour. Als Hermann seine Emails prüft, ist prompt eine Anfrage aus dem Kompetenzcenter in Hamburg dabei: „Was ist dass denn? Rechts blinken und dann aber links abbiegen!“ So geht es, wenn man über AIS gesehen wird und Henning in Hamburg eben nicht gleich über Planänderungen informiert.
Für mich ist keine Mail dabei. Ich werde wohl noch einen Tag warten müssen, bis eine Reaktion auf mein Angebot kommt. Schließlich muss auch immer die Zeitverschiebung berücksichtigt werden, denn La Rheunion, wo der Eigner wohnt, liegt zeitlich neun oder zehn Stunden hinter uns. Also fasse ich mich in Geduld.
Whangaruru ist ein wunderschöner Ankerplatz. Wir genießen vor allem diese wunderbare abendliche Stille. Kein Lärm, keine Autos. Nur die Geräusche der leise plätschernden See am Rumpf von Pacifico. Die große weite Bucht, umschlossen von Wäldern und sanften grünen Hügeln, Stränden und hier und da schützenden Felswänden, bietet eigentlich Schutz bei jedem Wetter. Außer uns geht nur ein anderes Boot hier vor Anker, zwei kleinere scheinen Dauerlieger zu sein, zumindest ist niemand auf ihnen zu sehen. Wir wundern uns, dass es hier keine Marina gibt. Die Konditionen hierfür müssten doch in diesem Feriengebiet mehr als günstig sein. Zum ersten Mal hatten wir hier im letzten Jahr geankert, als meine Tochter Inga zu Besuch war. Da hatten wir weiter Richtung Einfahrt vor einem idyllisch gelegenen Campingplatz gelegen und dort eine ruhige Nacht verbracht. Nun, vielleicht sind die Straßen hierher nicht ausreichend ausgebaut oder was immer es auch für Gründe geben mag, hier kein Domizil für Segler und andere Wassersportler zu schaffen.
Bevor der angesagte Südost am nächsten Morgen richtig auffrischt und wir die rund zwei Meilen bis zur Ausfahrt gegenan motoren müssen, machen wir uns auf den Weg, um unsere letzte Etappe in die Bay of Islands zurückzulegen.
Der nun für uns achterliche Wind aus Südost fegt uns förmlich zwischen den hohen Klippen von Cape Brett und der vorgelagerten Felsen-Insel Motukokako hindurch. Links und rechts schauen wir an schroffen Felswänden hinauf, die bis zu 160 m aus dem Meer emporragen. Ob das Loch in den Felsen der Insel auf Meeresebene hoch genug ist, um dort hindurch segeln zu können? Für Motorboote reicht es, doch passen wir mit unserem hohen Mast auch dort hindurch? Nun, dass wollen wir dann lieber doch nicht ausprobieren.
Die letzte Strecke bis zum unserem Ziel, der Paroa Bay, spielt der Wind mit uns sein Spiel. Flaute, wir treiben fast mit flatternder Genua, der Windmesser dreht sich um 360°. Keine Minute später schiebt eine kräftige Böe von 25 Knoten in die Genua, Pafico neigt sich zur Seite und lässt sich vom Wind auf eine Geschwindigkeit von über 7 Knoten bewegen. Kaum sind wir so richtig in Schwung, lässt der Wind auch schon wieder nach und weht nur noch mit gemächlichen 13 Knoten. So geht es fast eine Stunde bis wir die schmale Einfahrt vom Albert Channel erreichen. Erst jetzt wird der Wind gleichmäßiger bis wir in der Paroa Bay vor Anker gehen.
Und hier erwartet mich nun auch eine Mail des Brokers mit einer Anwort auf mein Angebot. Die Antwort gibt drei Preisgestaltungsmöglichkeiten wieder, von der keine wirklich für mich in Frage kommt. Also setze ich mich hin und formuliere ein neues Angebot, basierend auf den für mich besten Übergabekonditionen der Verkäufes. Nun hoffe ich, dass der Eigner hierauf eingeht. Es bleibt also spannend und vor Freitag werde ich wohl mit keiner Antwort rechnen können.